Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

308 Die Londoner Conferenz. 
des Kriegs blieb Osterreich in seiner mäßigenden, zurück- 
haltenden Rolle, so daß Preußen immer mehr die treibende 
und damit die leitende Thätigkeit ganz von selbst zufiel. 
Gerade jetzt, am 26. April, kam die erste Division der 
österreichischen Flotte, zwei Fregatten und ein Kanonenboot 
unter Capitän Tegetthoff, bei Deal in Sicht der englischen 
Küste. Da brauste denn alle in England vorhandene Ab- 
neigung gegen die deutsche Sache in heftigem Toben auf. 
Zeitungsartikel und Interpellationen in beiden Häusern des 
Parlaments erhitzten sich gegenseitig; Lord Palmerston sagte 
dem Grafen Apponyi mit dürren Worten, das Erscheinen 
dieses Geschwaders in den englischen Gewässern bei einem 
Kriege, welchen England stets für einen ungerechtfertigten 
erklärt habe, sei eine Beleidigung der englischen Nation; 
wenn Tegetthoff in die Ostsee gehe, so werde die englische 
Canalflotte zum Schutze Dänemarks ihm folgen, und damit 
der Krieg zwischen Osterreich und England unvermeidlich sein. 
Die Dänen jubelten bei diesen Vorgängen; von Neuem 
schöpften sie Hoffnung auf die ersehnte Hülfe Europas, und 
beschlossen, um so fester auf ihrem eiderdänischen Rechte ohne 
feiges Zurückweichen zu bestehen. Auch in Wien hatte 
Palmerston's Erklärung die entsprechende Wirkung: Rechberg 
zeigte sogleich in Berlin an, daß zur Vermeidung größers 
Unheils die Kriegsschiffe nicht in die Ostsee gehen würden, und 
aus demselben Grunde ein Angriff auf Fünen nicht vor einer 
neuen Vereinbarung beider Höfe unternommen werden dürfe. 
In Bezug auf den Waffenstillstand hatte Bismarck trotz 
russischer und französischer Mahnung zur Versöhnlichkeit auf 
der Stelle erklärt, daß die Fortdauer der Blokade während 
desselben für Deutschland unerträglich und ehrenrührig sei;
	        
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