Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Verhandlung über den Stillstand. 309 
Preußen weise sie zurück auf jede Gefahr. Hierin fand auch 
Rechberg, gerade nach dem Eintreffen der zum Blokadebruch 
ausgesandten Kriegsschiffe, ein Nachgeben unmöglich; er trat 
dem preußischen Vorschlage bei, für die Aufhebung der Blokade 
die Unterlassung weiterer Kriegscontributionen in Jütland, 
baare Bezahlung für die Verpflegung der deutschen Truppen 
und freie Thätigkeit der dänischen Civilverwaltung daselbst 
zu bieten. Darauf wurde die zweite Sitzung der Conferenz 
am 4. Mai eröffnet, und von den deutschen Mächten die 
verabredete Erklärung gegeben. Die Dänen entgegneten sofort, 
daß nur die vollständige Räumung Jütlands durch die deutschen 
Truppen ihnen die Aufhebung der Blokade annehmbar 
machen würde. Darauf Bernstorff: wenn die neutralen 
Mächte ebenfalls die Räumung Jütlands wünschen sollten, 
so würde Deutschland unter der Bedingung darauf eingehen, 
daß Dänemark seinerseits die bisher von ihm besetzten schles- 
wig'schen Inseln aufgebe und zugleich die bisher gekaperten 
deutschen Schiffe in Freiheit setze. Davon wollten wieder die 
Dänen nichts wissen, aber trotz ihres Widerstandes stellte 
jetzt Lord John Russell den Antrag: der Waffenstillstand 
möge abgeschlossen werden unter Aufhebung der Blokade, 
Räumung Jütlands durch die Deutschen, Räumung der 
schleswig'schen Inseln durch die Dänen. Bis zur nächsten 
Sitzung, die auf den 9. Mai anberaumt wurde, erwarte die 
Conferenz die Erklärung der betheiligten Höfe. Frankreich, 
Schweden und Rußland stimmten diesem Antrag zu. 
In Wien und in Berlin freute man sich, durch die ein- 
fache Annahme des englischen Vorschlags den Wünschen der 
Neutralen entgegenkommen zu können. Anders in Kopenhagen. 
Man sah wohl, daß man etwas thun müsse, um nicht die
	        
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