Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

310 Die Londoner Conferenz. 
Gunst der Neutralen durch starren Trotz zu verscherzen, 
wollte aber um keinen Preis die schleswig'schen Inseln auf- 
geben, welche man vor jedem deutschen Angriff für völlig 
gesichert hielt, und meinte, wenn nach dem ersten preußischen 
Vorschlag verfahren würde, aus Jütland unter den Augen 
des deutschen Heeres ungehindert nicht bloß Steuern, sondern 
auch Recruten beziehen zu können. So überraschte Quaade 
am 9. Mei die Conferenz durch die Erklärung, Dänemark 
müsse zwar den englischen Vorschlag ablehnen, lasse sich aber 
den preußischen gefallen, und wolle unter dessen Bedingungen 
Waffenruhe für einen Monat nebst Aufhebung der Blokade 
bewilligen. Balan bemühte sich vergeblich, eine längere Dauer 
der Waffenruhe zur Erleichterung des deutschen Handels 
durchzusetzen: schließlich wurde also durch einstimmigen Be- 
schluß der Beginn der Waffenruhe unter jenen Bedingungen, 
so wie der Bestimmung, daß keine der beiden Parteien unter- 
dessen ihre militärische Stellung verstärken dürfe, auf den 
12. Mai festgestellt. 
An demselben Tage, wo dieses Abkommen geschlossen 
wurde, fand zwischen zwei Fregatten Tegetthoff's und drei 
dänischen Kriegsschiffen noch ein wackeres Seegefecht, drei 
Meilen östlich von Helgoland, Statt. Es kam dabei zu keinem 
entschiedenen Erfolg, da eine auf Tegetthoff's Flaggenschiff 
entstandene Feuersbrunst den Capitän nöthigte, den Kampf 
abzubrechen: er zog sich übrigens aus der gefährlichen Lage 
mit so geschickter Entschlossenheit heraus, daß Kaiser Franz 
Joseph ihn auf die Nachricht umgehend zum Contre-Admiral 
ernannte. In ganz Deutschland, wo man an maritime 
Triumphe nicht gewöhnt war, erscholl des braven Seemanns 
Preis und Ruhm, daß er unbesiegt die dänische Übermacht
	        
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