Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

24 Die Thronfolgefrage. 
unter seinen Unterthanen aussäe. Aber im Wesentlichen blieb 
es beim Alten, und das einmal geweckte Mißtrauen der 
Herzogthümer wurzelte tiefer und tiefer. Unter Frederik VI. 
hatten sie sich über die persönliche Willkür des Königs be- 
schwert; das Auftreten der Eiderdänen richtete jetzt ihren 
Argwohn gegen die gesammte dänische Nation. 
Unterdessen war König Christian der Behandlung der 
höchsten Aufgabe, der Regelung der Thronfolgefrage, näher 
getreten. Nachdem er im Sommer 1842 bei einer persön- 
lichen Zusammenkunft auf Schloß Sorgenfrei den Herzog 
von Augustenburg vergeblich für seine Wünsche zu gewinnen 
versucht hatte, entschloß er sich, für deren Verwirklichung 
zunächst auswärtige Stützen zu suchen. Er nahm also die 
seit 1838 ruhende Verhandlung mit Rußland wieder auf, 
wie es scheint, in geschickterer Weise als sein Vorgänger, jedes- 
falls mit besserem Erfolge. Im Juli 1843 wurde das Land 
überrascht durch die Nachricht von der Verlobung der dritten 
Tochter des Kaisers Nikolaus, Großfürstin Alexandra, mit 
dem hessischen Prinzen Friedrich, dem Schwestersohne und 
Throncandidaten Christian's. Die Vermählung erfolgte im 
Januar 1844: niemand zweifelte daran, daß die Voraus- 
setzung dieser Ehe die russische Zustimmung zur weiblichen 
Erbfolge im dänischen Gesammtstaate gewesen sei. Zwar 
wurde die junge Fürstin den Parteihändeln, welchen ihr 
Hochzeitsfest neuen Zündstoff geliefert, durch einen frühen 
Tod entrückt — sie starb bereits im August desselben Jahres 
— doch wurde das politische Verhältniß, welchem ihre 
Trauung zum Ausdruck gedient hatte, dadurch nicht auf- 
gehoben. Dänischer Seits meinte man, eines festen Rückhalts 
in St. Petersburg auch jetzt noch sicher zu sein, und im
	        
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