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unter seinen Unterthanen aussäe. Aber im Wesentlichen blieb
es beim Alten, und das einmal geweckte Mißtrauen der
Herzogthümer wurzelte tiefer und tiefer. Unter Frederik VI.
hatten sie sich über die persönliche Willkür des Königs be-
schwert; das Auftreten der Eiderdänen richtete jetzt ihren
Argwohn gegen die gesammte dänische Nation.
Unterdessen war König Christian der Behandlung der
höchsten Aufgabe, der Regelung der Thronfolgefrage, näher
getreten. Nachdem er im Sommer 1842 bei einer persön-
lichen Zusammenkunft auf Schloß Sorgenfrei den Herzog
von Augustenburg vergeblich für seine Wünsche zu gewinnen
versucht hatte, entschloß er sich, für deren Verwirklichung
zunächst auswärtige Stützen zu suchen. Er nahm also die
seit 1838 ruhende Verhandlung mit Rußland wieder auf,
wie es scheint, in geschickterer Weise als sein Vorgänger, jedes-
falls mit besserem Erfolge. Im Juli 1843 wurde das Land
überrascht durch die Nachricht von der Verlobung der dritten
Tochter des Kaisers Nikolaus, Großfürstin Alexandra, mit
dem hessischen Prinzen Friedrich, dem Schwestersohne und
Throncandidaten Christian's. Die Vermählung erfolgte im
Januar 1844: niemand zweifelte daran, daß die Voraus-
setzung dieser Ehe die russische Zustimmung zur weiblichen
Erbfolge im dänischen Gesammtstaate gewesen sei. Zwar
wurde die junge Fürstin den Parteihändeln, welchen ihr
Hochzeitsfest neuen Zündstoff geliefert, durch einen frühen
Tod entrückt — sie starb bereits im August desselben Jahres
— doch wurde das politische Verhältniß, welchem ihre
Trauung zum Ausdruck gedient hatte, dadurch nicht auf-
gehoben. Dänischer Seits meinte man, eines festen Rückhalts
in St. Petersburg auch jetzt noch sicher zu sein, und im