Gespräch Bismarck's mit dem Kaiser von Rußland. 341
seine dänische Politik künstlich geschaffen hat, auf Deutschland
zu übertragen, und englische Cabinetsfragen auf Kosten unserer
innern Sicherheit zu schlichten.
Das Gespräch wandte sich dann auf die künftige Ver-
fügung über die Herzogthümer. Der Kaiser drückte seine große
Befriedigung über die freundliche Aufnahme der Oldenburger
Candidatur in Berlin aus. Sehr eingenommen zeigte er sich
dagegen in diesem Zusammenhang gegen die etwaige Möglich-
keit einer preußischen Annexion. Bismarck entgegnete: wir
würden deshalb keinen europäischen Krieg heraufbeschwören,
aber wenn die Annexion uns angeboten würde, schwerlich in
der Lage sein, sie abzulehnen. Nun, sagte der Kaiser, dahin
wird es schwerlich kommen; ich wüßte nicht, wer euch ein solches
Anerbieten stellen sollte. Von diesem Punkte lag der Über-
gang nahe zu einer dringenden Aufforderung zu festem Zu-
sammenhalten mit Osterreich, zur Vermeidung eines Sonder-
abkommens mit Frankreich. Bismarck erklärte, zu dem letztern
würde Preußen sich nur entschließen, wenn Osterreich oder
Rußland der Dritte im Bunde wäre. Nochmals warnte der
Kaiser, England nicht zu sehr zu reizen, und es damit auf
Frankreichs Seite hinüber zu treiben, da Napoleon höchst ge-
fährliche Pläne spinne. Bismarck blieb darauf fest bei der
Erklärung, daß England allein sich schwerlich zum Kriege
entschließen würde, Napoleon aber sich nicht verhehlen könne,
daß ein Kampf am Rhein um eine deutsche Nationalsache
nicht nur Deutschland einig und entschlossen finden, sondern
auch eine Coalition der drei Ostmächte unvermeidlich in das
Leben rufen würde. Denn keine von ihnen könne die Nieder-
werfung der andern ertragen, und wenn französische Heere
siegreich in Deutschland ständen, würde Rußland durch die