Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Gespräch Bismarck's mit dem Kaiser von Rußland. 341 
seine dänische Politik künstlich geschaffen hat, auf Deutschland 
zu übertragen, und englische Cabinetsfragen auf Kosten unserer 
innern Sicherheit zu schlichten. 
Das Gespräch wandte sich dann auf die künftige Ver- 
fügung über die Herzogthümer. Der Kaiser drückte seine große 
Befriedigung über die freundliche Aufnahme der Oldenburger 
Candidatur in Berlin aus. Sehr eingenommen zeigte er sich 
dagegen in diesem Zusammenhang gegen die etwaige Möglich- 
keit einer preußischen Annexion. Bismarck entgegnete: wir 
würden deshalb keinen europäischen Krieg heraufbeschwören, 
aber wenn die Annexion uns angeboten würde, schwerlich in 
der Lage sein, sie abzulehnen. Nun, sagte der Kaiser, dahin 
wird es schwerlich kommen; ich wüßte nicht, wer euch ein solches 
Anerbieten stellen sollte. Von diesem Punkte lag der Über- 
gang nahe zu einer dringenden Aufforderung zu festem Zu- 
sammenhalten mit Osterreich, zur Vermeidung eines Sonder- 
abkommens mit Frankreich. Bismarck erklärte, zu dem letztern 
würde Preußen sich nur entschließen, wenn Osterreich oder 
Rußland der Dritte im Bunde wäre. Nochmals warnte der 
Kaiser, England nicht zu sehr zu reizen, und es damit auf 
Frankreichs Seite hinüber zu treiben, da Napoleon höchst ge- 
fährliche Pläne spinne. Bismarck blieb darauf fest bei der 
Erklärung, daß England allein sich schwerlich zum Kriege 
entschließen würde, Napoleon aber sich nicht verhehlen könne, 
daß ein Kampf am Rhein um eine deutsche Nationalsache 
nicht nur Deutschland einig und entschlossen finden, sondern 
auch eine Coalition der drei Ostmächte unvermeidlich in das 
Leben rufen würde. Denn keine von ihnen könne die Nieder- 
werfung der andern ertragen, und wenn französische Heere 
siegreich in Deutschland ständen, würde Rußland durch die
	        
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