342 Ausgang der Londoner Conferenz.
Rücksicht auf Polen zur Theilnahme gezwungen sein, möge
es seiner Neigung entsprechen oder nicht.
Der Kaiser schloß das Gespräch mit einer wiederholten
Mahnung, den Frieden Europas nicht in Gefahr zu setzen,
meinte, man solle Schleswig durch eine Linie zwischen der
Schlei und Flensburg theilen, bezeichnete übrigens selbst den
Londoner Tractat von 1852 als einen überwundenen
Standpunkt.
So viel konnte aus diesen Verhandlungen entnommen
werden, daß von Rußland auch bei einer Abtrennung der
Herzogthümer keine ernstliche Gefahr zu besorgen wäre. Ob
auch bei einer preußischen Annexion derselben, war allerdings
noch eine andere Frage. Wie sehr die russische Regierung,
stets in der Sorge vor einer scandinavischen Union, Däne-
marck vor so schweren Verlusten zu bewahren bemüht war,
zeigte sich, als am 16. Juni König Christian während der
Staatsrathssitzung eine Depesche des russischen Gesandten
Nicolai empfing, welche in der dringendsten Weise den König
aufforderte, noch in der letzten Stunde die Zerstörung der
dänischen Integrität durch Annahme der Personalunion zwischen
Dänemark und Schleswig-Holstein abzuwenden. Der König,
welcher kein Eiderdäne war und keine Hoffnung auf fremde
Hülfe mehr hatte — so eben erst hatte Napoleon eine wieder-
holte Aufforderung Palmerstons zum Einschreiten nachdrück-
lich abgewiesen — war ebenso wie der Kronprinz bereit zu
dem Schritte. Aber mit höchster Entschiedenheit erklärten sich,
stets in dem Bewußtsein ihrer insularen Sicherheit, die Minister
gegen eine solche Maaßregel, welche ihnen und ihrer Partei
als das Allerschlimmste, als der thatsächliche Verlust von ganz
Schleswig erschien; denn was nütze dem dänischen Volke der