Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Dänische Ministerkrisis; Sieg der Eiderdänen. 343 
Umstand, daß Christian IX. neben der dänischen noch die 
Krone Schleswig-Holsteins trage, wenn Schleswigs Finanzen, 
Heerwesen und Diplomatie jeder Einwirkung der dänischen 
Patrioten entzogen sei? Da sei es besser, Holstein und dazu 
im Nothfall einen Streifen südschleswig'schen Landes den 
Deutschen völlig zu überlassen, und dafür Schleswigs Ein- 
verleibung in das dänische Staatswesen siegreich zu behaupten. 
Die Verhandlung wurde so erregt, daß die Außerung fiel, 
die Annahme der Personalunion würde das dänische Volk zur 
Erklärung der Republik treiben. Da der König auf seiner 
Ansicht verharrte, erklärten sämmtliche Minister ihren Rück- 
tritt. Der König hob die Sitzung auf, und berief im Laufe 
des Nachmittags verschiedene Männer der alten Gesammt- 
staatspartei zur Bildung eines neuen Cabinets. Allein er 
fand Unterstützung an keiner Stelle. Die Stimmung des 
Reichsraths, der Presse, der hauptstädtischen Bevölkerung sei 
äußerst erbittert; hier wolle kein Mensch von Schleswigs 
Selbständigkeit etwas wissen; ein Versuch im Sinne der 
russischen Depesche könne dem Könige den Thron kosten. So 
gab der unglückliche Fürst auf's Neue nach, berief Monrad 
und Genossen wieder auf die Ministersessel zurück, und ge- 
nehmigte eine Instruction an Quaade, als äußerste Einräu- 
mung den englischen Antrag vom 28. Mai, als untheilbares 
Ganzes mit allen seinen Clauseln, anzunehmen, alle weitern 
Zugeständnisse aber unbedingt abzulehnen. Das hieß denn frei- 
lich alle Brücken abwerfen und sich ausschließlich auf die schützen- 
den Meereswellen verlassen. Zunächst waren den Dänen noch 
einige unangenehme Erfahrungen in der Conferenz bestimmt. 
Bismarck, welcher nicht gerne ein praktisches Mittel zum 
Zweck sich wegen doctrinärer Angstlichkeit versagte, hatte
	        
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