Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

344 Ausgang der Londoner Conferenz. 
gleich nach der Ablehnung des Augustenburger Antrags durch 
die Conferenz auf den ursprünglich französischen Gedanken 
einer Befragung der Bevölkerung zurückgegriffen. Es hatte 
sich freilich gezeigt, daß jetzt die Franzosen dieses Mittel nicht 
mehr zur Bestimmung der Grenze, sondern nur noch zur 
Wahl des Souveräns im deutschen Antheil verwandt wissen 
wollten: im schärfsten Gegensatz dazu verwarf Osterreich jede 
Art von Plebiscit, und wollte keinen andern Ausdruck des 
Nationalwillens anerkennen, als einen durch den Souverän 
bestätigten Beschluß der Landstände, während England und 
Rußland das Plebiscit ganz wie Frankreich für die Wahl 
des Souveräns im deutschen Antheil begehrten, vor der so 
erfolgten Einsetzung des Souveräns aber einen landständischen 
Beschluß nicht anerkennen wollten. Inmitten dieses Wirr- 
warrs hielt Bismarck fest und bestimmt seinen Weg. Auch 
ich will, sagte er den Osterreichern, die Entscheidung weder 
über die Grenze noch über den Souverän in die Hand von 
Volksversammlungen legen — (und wahrhaftig, ihm, der sehr 
entschlossen war, alle Volkswünsche für Augustenburg unter 
Umständen für nichts zu achten, war es voller Ernst mit 
dieser Verneinung). — Allein England beantragt eine Theilung 
Schleswigs, gerade zu dem löblichen Zwecke, um durch völlige 
Trennung der beiden Nationalitäten ihrem unversöhnlichen 
Hader ein Ende zu machen. Leider ist es aber streitig, wo 
die eine dieser Nationalitäten aufhört, und die andere an- 
fängt: die Dänen sagen bei Eckernförde, wir bei Apenrade. 
Was ist nun einfacher, was nothwendiger für ein sachkundiges 
Urtheil der Conferenz, als die Leute selbst zu fragen, ob sie 
Deutsche oder Dänen, ob sie deutschgesinnt oder dänische 
Patrioten sind? Das Ergebniß wird nicht das einzige
	        
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