346 Ausgang der Londoner Conferenz.
Conferenz befaßt sind? Nimmermehr würde er eine Ansicht
billigen können, welche das Urtheil der europäischen Regie-
rungen der Moeinung der schleswiger Volkshaufen unterordnen
wolle. Bernstorff warf ein, die Bevölkerung Schleswigs,
welche übrigens nicht bloß aus Bauern bestehe, solle ja nicht
entscheiden, sondern nur der Conferenz das zu ihrer Infor-
mation nöthige Material liefern. Dieser Vorschlag, rief
Brunnow, verräth die Absicht, dem König von Dänemark
seinen Besitz zu rauben; ich muß es schmerzlich bedauern,
daß er von dem Bevollmächtigten Sr. Majestät des Königs
von Preußen hat gemacht werden können. Lord Clarendon
bestätigte: der Sinn des Vorschlags läuft auf die Entthronung
des Königs von Dänemark hinaus; das ist das Ergebniß,
welches man anstrebt, indem man die Unterthanen des Königs
befragt, ob sie seine Unterthanen bleiben wollen oder nicht.
Fürst Latour war der Meinung, man solle den preußischen
Vorschlag wenigstens in den Bezirken mit gemischter Bevölke-
rung zur Anwendung bringen, fand aber auch dafür keine
Zustimmung. Osterreich und Schweden traten Brunnow's
Kußerungen bei; der einzige Beust gab seine Stimme für
Preußen ab. Der Antrag war mithin gründlich verworfen,
zugleich aber auch von Brunnow und Clarendon feierlich der
Welt verkündet, daß die Fortdauer der dänischen Herrschaft
mit irgend einer Berücksichtigung des Volkswillens unverträg-
lich sei. Die Dänen hatten allen Grund, wieder einmal zu
beten: Gott bewahre uns vor unsern Freunden.
Die englischen Staatsmänner hatten im Voraus gefühlt,
welchen moralischen Eindruck die Ablehnung des preußischen
Antrags machen, wie einschneidend er die Unhaltbarkeit der
dänischen Herrschaft über die Deutschen in Schleswig, und