366 Alsen. Die Friedenspräliminarien.
Wunsche der Großmächte, trotz Pfordten's früherem Gutachten,
den Erbprinzen Friedrich ebenso wie den Großherzog von
Oldenburg zur rechtlichen Begründung seiner Ansprüche auf-
zufordern. Immer aber fand Bismarck es gerathen, der
Beust'schen Agitation nochmals einen gewichtigen Dämpfer
aufzusetzen, und als in Rendsburg damals eine große Prügelei
zwischen sächsischen und preußischen Soldaten Statt fand, bei
welcher nach preußischer Auffassung die Bundesbehörde es an
der nöthigen Energie ermangeln ließ, empfing am 21. Juli
General Hake ein Schreiben des Prinzen Friedrich Carl, daß
er Befehl habe, sich zum Herrn von Rendsburg zu machen.
Da eine preußische Abtheilung von 6000 Mann bereits vor
den Thoren stand, Hake aber kaum den zehnten Theil einer
solchen Macht an Ort und Stelle hatte, räumte er unter
Protest die Stadt. Acht Tage später gab dann Preußen am
Bundestag versöhnliche Erläuterungen und erklärte, daß die
sächsische Garnison immerhin zurückkommen dürfte; darauf
erklärte Sachsen, daß es nach allen sonstigen Erfahrungen
auf weitere Anträge in der Sache verzichte, und der preußische
Commandant blieb einstweilen Herr in Rendsburg.
Als Bismarck in Wien diese kleine Action besprach,
schüttelten die Osterreicher die Köpfe über das kräftige Ver-
fahren, worauf Bismarck meinte, es sei im politischen wie
im geselligen Verkehre vortheilhaft, nicht im Rufe äußerster
Langmuth zu stehen. Ubrigens betrachtete der Wiener Hof
die Angelegenheit mit getheiltem Herzen. Bei all seiner
neuen Vorliebe für Augustenburg fand er sich einstweilen doch
zur Zurückhaltung bemüßigt, um nicht bei Rußland, dem
mächtigen Beschützer Oldenburg's, anzustoßen. Die von Beust
vorgeschlagene Erklärung des Bundeskriegs hatte jetzt, wo