382 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
Rendsburger Streitfrage, wo Rechberg mit Wärme den
Sachsen eine kleine Höflichkeit zu erweisen empfahl, was Bis-
marck durchaus unnöthig fand, schließlich aber bewilligte.
So auch in Bezug auf die Hamburger Telegraphenverträge:
Rechberg wiederholte seine Anerkennung der preußischen Rechts-
ansicht, suchte aber zu beschwichtigen, vertheidigte die Wünsche
der Hansestädte, und sprach sich schließlich auf Bismarck's ernste
Vorstellungen vertröstend aus, das formelle Recht sei gewiß
auf Preußens Seite, indessen werde sich wohl noch ein güt-
licher Ausweg finden lassen.
Dies waren untergeordnete Dinge. Aber auch in den
Hauptsachen machte sich die verschiedene Richtung der beider-
seitigen Wünsche geltend.
Der Natur der Sache nach war der wesentlichste und
dringendste Gegenstand der Besprechung die Zukunft der Herzog-
thümer. Die augenblickliche Verwaltung derselben wünschte
Rechberg einem Collegium zu übergeben, in welchem neben
dem österreichischen und dem preußischen Commissar auch ein
Vertreter des Bundestags mit gleichem Rechte Platz nähme:
Bismarck aber fand auf der Welt keinen Grund, den Mittel-
staaten eine solche, für die Sache unnöthige Einräumung zu
machen. Um so lebhafter redete Rechberg von der Hoffnung
einer baldigen Entscheidung des Thronfolgerechts und damit
der Einsetzung des künftigen Souveräns in Schleswig-Holstein;
Bismarck erläuterte sehr kühl die Nothwendigkeit einer gründ-
lichen Prüfung aller vorliegenden Erbansprüche, wozu der
Bundestag bisher kaum den ersten Schritt gethan hatte. Daß
eine Vereinigung der Herzogthümer mit Preußen schon ver-
möge der europäischen Lage bedenklich sei, wurde von Rech-
berg, wie bei frühern Gesprächen mit Werther, betont, und