394 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
Vorfälle aus der Frankfurter Zeit mögen das Verhältniß
charakterisiren. Einmal in Rechberg's Zimmer wurde der
Streit so heftig, daß der Graf ausrief: ich werde Ihnen
meine Serundanten schicken. „Wozu die Umstände, erwiderte
Bismarck; Sie haben hier ja wohl Pistolen, dann machen
wir die Sache sogleich in Ihrem Garten ab. Während Sie
das Schießgeräth zurecht machen, schreibe ich einen Bericht
über den Handel, den ich eintretendes Falls nach Berlin zu
schicken bitte.“ So geschah es. Als der Bericht geschrieben
war, ersuchte Bismarck den Grafen, die Richtigkeit zu prüfen.
Rechberg las, und sagte, jetzt wieder kälteres Blutes, es ist
Alles richtig — aber, rief er dann aus, uns deshalb die
Hälse zu brechen, wäre doch über die Maaßen thöricht.
Ganz einverstanden, schloß Bismarck. Etwas später kam
Rechberg zu Bismarck, um diesem in einer Wiener Depesche
den ihm ertheilten Auftrag zu zeigen, in der nächsten Sitzung
bei einer wichtigen Frage ebenso wie Preußen zu stimmen.
Bismarck überflog das Schreiben, und gab es mit den Worten
zurück: hier ist wohl ein Irrthum vorgefallen. Rechberg sah
in das Blatt hinein, erschrak, wurde blaß: es war ein ver-
traulicher Begleitbrief mit der Weisung, zwar selbst für
Preußen zu stimmen, aber Alles zu thun, um das gemein-
same Votum durch die übrigen Gesandten verwerfen zu lassen.
Er hatte die beiden Schreiben verwechselt. Beruhigen Sie
sich, sagte Bismarck. Sie haben mir den Brief nicht geben
wollen, also haben Sie ihn mir nicht gegeben, also ist
sein Inhalt mir völlig unbekannt. In der That hat er ihn
nie nach Berlin berichtet, um so mehr aber Rechberg's Ver-
trauen für alle Zeit gewonnen. So knüpfte der Graf auch
in der jetzt vorliegenden Verwicklung einen privaten Brief-