Correspondenz zwischen Bismarck und Rechberg. 401
könnte. Gegen Rechberg's Äußerung, ein gegebenes Wort
dürfe nicht zu einer bloßen Redensart umgedeutet werden,
erinnerte er daran, daß er von jeher die Möglichkeit der Zoll-
einigung bestritten, daß er neulich in Schönbrunn erst dann
die Erwähnung derselben in dem neuen Vertrage in Berlin
zu empfehlen versprochen, als Rechberg ihm ausdrücklich zu-
gesichert habe, daß es eben nur eine Redensart sein solle.
Aber an demselben Tage, dem 29., schrieb Rechberg
seinen Klagebrief über den negativen Verlauf der Prager
Conferenzen. „Der Eindruck ist peinlich bei mir und noch
mehr bei unsern Fachministern. Nach der Abrede zwischen
uns Beiden sollte der neue Vertrag keinen Rückschritt gegen
den Februarvertrag darstellen; dies würde aber der Fall sein,
wenn nur die Phrase in der Einleitung bliebe, und Artikel 25
wegfiele. Meine Stellung zur Sache würde dadurch un-
haltbar werden. Preußen könnte das Versprechen, in einer
gegebenen Zeit mit uns zu unterhandeln, um so leichter geben,
als wir ja anerkannt haben, daß es dadurch seine Autonomie
in Tariffragen nicht aufgebe."
In seiner Antwort vom 4. October erläuterte Bismarck
die Gründe seiner Collegen für die Ablehnung, und fuhr
dann fort: „Legen Sie doch, verehrtester Freund, nicht zu
viel Gewicht auf diese Zollsachen. Mit etwas günstiger oder
übler gestalteten Zusagen für die Zukunft erledigen sich diese
Dinge doch nicht. Entweder man sieht in beiden Ländern
ein, daß die Zolleinigung nützlich ist, und dann macht sie sich
ohne promissorische Verabredungen — oder man überzeugt
sich nicht davon, dann wird auch 1877 nichts daraus, es
mag nun inzwischen ein Termin zu Unterhandlungen angesetzt
gewesen sein oder nicht. Mir scheint doch, daß die europäische
v. Sybel, Begründung d, deutschen Reiches. III. 26