402 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
Zukunft ernstere Krisen in ihrem Schoße bergen kann, als
daß wir die öffentliche Meinung über Wortwendungen auf-
regen sollten, welche auf ein über zwölf Jahre doch immer
problematisch bleibendes und von diesen Wortwendungen
praktisch nicht abhängiges Verhältniß Anwendung finden
sollen. Ich würde Ihnen persönlich gerne auch den Artikel 25
hingeben, wenn ich es ohne eine Art von Staatsstreich
oder doch Cabinetskrisis bei uns durchsetzen könnte. Die
Entschiedenheit, mit welcher man bei Ihnen darauf besteht,
läßt bei uns vermuthen, daß es nicht bloß um die princi-
pielle Position von 1853, um den augenblicklichen Eindruck
auf die öffentliche Meinung in Osterreich, sondern um ernstliche
und praktische Durchführung der Zolleinigung zu thun ist,
und für diese bin ich, wie oft gesagt, durchaus nicht bereit,
die Hand zu bieten, so lange sie nur das künstliche Product
politischer Verabredung, nicht das natürliche Ergebniß der
Ülbereinstimmung der realen Interessen ist.“ Dann wandte
sich der Brief zu Rechberg's frühern Außerungen über die
allgemeine deutsche Politik. „Der König hat gewiß manche
Beweise geliefert, daß es ihn nicht nach dem Gute seiner
Nachbarn, nach der Unterdrückung deutscher Fürsten gelüstet.
Wir haben keinen deutschen Staat in die Lage gebracht,
Schutz gegen uns zu bedürfen; wir sind in der Defensive
gegen Übergriffe und Überhebungen der Bundesmajorität
und ihrer einzelnen Mitglieder. War die Stellung, welche
Herr von Beust und mit ihm Andere, im Bunde mit der
Revolution gegen uns Beide einahmen, nicht eine durchaus
aggressive? Zum thatsächlichen Angriffe fehlte nur die Macht;
sonst hätte man ihn versucht. Ein Bund, in welchem die
europäische Politik Preußens und Osterreichs von der Majo-