406 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
auf das Gesuch nicht zu antworten, sondern ihm den Befehl
zu ertheilen, in Berlin den Beitritt zum Zollverein anzu-
zeigen. An derselben Klippe scheiterte gleichzeitig auch in
Stuttgart der Minister Hügel, welcher am 24. September
durch Freiherrn von Varnbüler ersetzt wurde. Am 30. Sep-
tember waren dann in der Berliner Zollconferenz sämmtliche
Staaten des alten Vereines vollzählig vertreten, und am
4. October erhielt darauf Schrenck seinen Abschied. Der preu-
ßhische Gesandte Arnim bedauerte den Fall des Ministers, und
hatte stets gewünscht, daß jener sich halten möge. Schrenck,
sagte er, sei im Grunde weder preußisch noch österreichisch,
sondern bayerisch gesinnt, die rechte Verkörperung eines Mittel-
staats, der keine große Rolle spielen, aber durchaus unab-
hängig bleiben wolle, während Pfordten, der gleich damals
als sein muthmaaßlicher Nachfolger bezeichnet wurde, viel eher,
nach Beust'scher Weise, einen Trieb zu unruhiger, großer Po-
litik hätte. Um so mehr blieb Bismarck bei der oben entwickelten
Ansicht, daß Preußen durch ein solches Verfahren in der Zoll-
politik seinen sonstigen auswärtigen Interessen Schaden thue.
Gleich nachher aber wurde dies Ereigniß durch ein
ungleich wichtigeres völlig in den Hintergrund gedrängt. Am
9. October empfing Bismarck, welcher damals das Seebad
in Biarritz gebrauchte, folgendes Telegramm aus Baden-
Baden: «
„Werther telegraphirt gestern, der österreichische Minister-
rath habe beschlossen, wegen Verweigerung des Artikels 25
die Unterhandlung abzubrechen. Rechberg kann dies rück-
gängig machen, wenn ihm der Artikel bewilligt wird. Sonst
will er seine Demission einreichen, weil er jenem Beschlusse
keine Folge geben will, bittet um Nachricht an Herrn von