Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Der König widerstrebt. 409 
Sache folgen, unter dem Beifall der Mittelstaaten und der 
Bundesmajorität. Freilich sei dies Alles nur wahrscheinlich, 
und der Erfolg einer solchen Politik in Frankreich fraglich: 
aber die Größe der Gefahr stehe in grellem Mißverhältniß 
zu der Geringfügigkeit der von uns verlangten Concession. 
Der König verkannte das Gewicht dieser Gründe nicht, 
war aber doch nicht völlig überzeugt, zumal die Fachminister 
ganz entschieden auf ihrem Widerspruche beharrten. Er fand 
den Artikel 25 nicht ganz so harmlos wie Bismarck; er 
schaffe wieder eine zwölfjährige Ungewißheit über das, was 
endlich geschehen werde; das sei ein großer Nachtheil. Wenn 
er wirklich bedeutungslos wäre, so bewiese die österreichische 
Drohung, Rechberg zu beseitigen, doch erst recht eine große 
Bereitwilligkeit in Wien, unser Bündniß zu lösen. Die Wahr- 
scheinlichkeit der von Bismarck geschilderten Gefahren werdeleider 
fortdauern, auch wenn wir die begehrte Concession machten, da 
Schmerling dies Alles wolle, und jede Gelegenheit benutzen 
werde, um Rechberg zu stürzen. Dieser Gedanke, daß schließlich 
alle Concessionen nutzlos bleiben würden, lag um so näher, 
als gerade jetzt eine österreichische Depesche vom 17. October 
einlief, worin Rechberg dem Könige die Zumuthung stellte, 
auch nach der Abtretung der Herzogthümer an die beiden 
Höfe, einen Theil der Bundestruppen dort zu belassen, ein 
Vorschlag, bei dem die Absicht unverkennbar war, den Bund, 
d. h. die Mittelstaaten, zur Verhinderung der preußischen 
Wünsche zu verwerthen. Einstweilen empfing denn Werther 
den Befehl, in Wien hinzuhalten, wenn möglich, bis der dä- 
nische Friede geschlossen sei, und als gleich darauf drängende 
Nachricht aus Wien kam, daß hier die Krisis sich weiter ver- 
schärfe und Eile nöthig werde, ließ der König erwidern, er
	        
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