Offener Brief Christian's VIII. Allgemeine Aufregung. 35
schlüsse. Dazu kamen die Proteste der Agnaten, des Groß-
herzogs von Oldenburg, der Augustenburger und mit einer
einzigen Ausnahme auch der Glücksburger Prinzen. Und zu-
gleich pflanzte sich die populäre Erregung aus Holstein über
die Elbe hinüber durch alle Gaue Deutschlands fort; in zahl-
losen Versammlungen, Beschlüssen, Adressen und Druckschriften
erhob das gesammte deutsche Volk seine Stimme für die be-
drohten Stammesgenossen diesseits und jenseits der Eider;
fast alle deutschen Kammern hallten von Erklärungen für
Schleswig-Holsteins Selbständigkeit wieder, und auch unter
den deutschen Fürsten gab es mehrere, welche durch gleiche
Außerungenbegeisterte Beifallsrufe zu erlangen wußten. Dieselbe
Entzündung des nationalen Bewußtseins, welche sechs Jahre
früher sich gegen die französische Bedrohung der Rheinlande
gerichtet hatte, kam in frische Gluth, als jetzt Dänemark den
Krieg gegen altes Recht und deutsche Sprache in Schleswig-
Holstein vorbereitete. Der Lärm der Eiderdänen für Dani-
sirung Schleswigs, Losreißung desselben von Holstein und
Incorporation in das engere Königreich, hatte es dahin ge-
bracht, daß in Deutschland, wie in den Herzogthümern, die
Bevölkerung dem Ausspruche des Königs, nur an die Er-
haltung des bisherigen Gesammtstaats und durchaus nicht an
eine Anderung des bestehenden Verfassungsrechts zu denken,
allen Glauben versagte. Vielmehr forderte auch in Deutsch-
land alle Welt die Erbfolge Augustenburg's in den Herzog-
thümern, eben weil man in der gänzlichen Trennung derselben
von Dänemark die einzige Rettung Schleswig-Holsteins vor
dem Ansturm der Eiderdänen sah. Die nächste Frage war
nun, wie sich das damalige Organ der deutschen Gesammtheit,
wie sich der deutsche Bundestag zu dem begonnenen Streite