Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

36 Die Thronfolgefrage. 
stellen würde, und hiebei kam dann ungefähr Alles auf die 
Entschließung der beiden Großmächte an. 
In Berlin gingen die Erwägungen auf und nieder. Daß 
die Angelegenheit bedenklich und verwickelt war, lag klar genug 
zu Tage, bei jedem Blicke auf den unversöhnlich gewordenen 
Haß der beiden streitenden Nationalitäten und auf die kaum 
weniger auseinander gehenden Interessen der europäischen 
Mächte. Man setzte sich also mit dem. nächsten Bundes- 
genossen, mit Osterreich, in Berührung. Der alte Fürst 
Metternich war äußerst verstimmt und ärgerlich über den 
widerwärtigen Handel, welchen die Verkehrtheit des Dänen- 
königs so ohne alle Noth vorzeitig in die Offentlichkeit ge- 
worfen hatte. Jetzt habe die Umsturzpartei und der gesammte 
Liberalismus das Banner Schleswig-Holsteins entfaltet und 
alle thörichten Köpfe Deutschlands damit in Verwirrung ge- 
setzt. Der König habe ja nichts entschieden, sondern nur 
eine schwierige Sache zur Sprache gebracht, und sofort tobe 
ein Halli-Hallo durch alle Lande, und Bürgermeister und 
Dorfschulzen, Poeten und Professoren sprächen das Urtheil 
über eine Angelegenheit, deren Behandlung schlechterdings 
allein der Weisheit der Regierungen überlassen bleiben müsse. 
Er stellte geradezu den Antrag, die beiden deutschen Groß- 
mächte sollten mit allen Mitteln gegen den revolutionären 
Unfug einschreiten und durch den Bundestag die andern Höfe 
zu gleichem Vorgehen ermahnen lassen. Dazwischen aber 
fuhr ein Bericht, welchen General Radowitz, damals preußi- 
scher Gesandter in Karlsruhe, über die Vorgänge in Baden 
abstattete. Dort hatte die zweite Kammer eine energische 
Adresse an den Großherzog um Beschützung Schleswig- 
Holsteins einstimmig beschlossen, der Regierungscommissar
	        
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