Metternich's und Radowitz's Ansichten. 37
zugestimmt, eine ebenso einstimmige Annahme durch die erste
Kammer war gesichert. Radowitz betonte, wie hier Radicale
und Conservative, Edelleute und Bauern mit gleicher Be-
geisterung zusammen gingen; es handle sich hier wie ander-
wärts nicht um eine Intrigue der revolutionären Partei,
sondern um eine Bewegung des Nationalgefühls in seinem
tiefsten Grunde. Jetzt sei der Augenblick gekommen, wo sich
dem so elend gesunkenen Bundestag noch einmal eine Ge-
legenheit, die letzte, darbiete, die Führung des deutschen
Volkes der radicalen Partei zu entwinden, wenn er hier sich
an die Spitze der nationalen Bewegung stelle, und nicht mit
Formalien, Verschleppung und Incompetenzerklärungen eine
große Sache zu Grunde richte, sondern rasch und stolz und
schneidig eingreife und sich als den echten Vertreter der
deutschen Nation bewähre. Der König, bis dahin der Mei-
nung, daß einstweilen völlige Passivität für Preußen das
Richtige sei, entzog sich dem Eindrucke des Berichtes nicht,
sondern befahl, denselben auf der Stelle dem Fürsten Metternich
mitzutheilen. Man ermißt, daß dieser nicht gerade erbaut
von dem Eifer des geistreichen Officiers war, eines Mannes,
der von jeher in regelrechten Beamtenkreisen einiger Maaßen
für einen Phantasten gegolten hatte. Indessen schien es
zuletzt doch auch dem Fürsten, daß unter den einmal gegebenen,
wenn auch höchst verfahrenen, Verhältnissen der Bundestag,
welcher bereits durch die Klageschrift der Holsteiner und den
Protest Oldenburgs mit der Sache befaßt war, nicht wohl
ganz unthätig bleiben könne. Allerdings, ein so schneidiges
Verfahren, wie es Radowitz im Sinne trug, däuchte ihm in
jeder Hinsicht und vollends in dem jetzigen Stadium der An-
gelegenheit ganz unthunlich; genug, wenn der Bund seine