Rußland für die dänischen Ansprüche. 41
burg wie die Sünde; sie hätte höchstens dann ihm zugestimmt,
wenn er die Einverleibung Schleswigs ihr zugesagt hätte;
davon aber war der Herzog himmelweit entfernt und fest
entschlossen, eine unter solchen Bedingungen gebotene Dornen-
krone abzulehnen. Rußland aber sprach damals dem König
Christian die Bereitwilligkeit aus, sein Programm zu unter-
stützen, und erklärte sich überzeugt von den dänischen Beweisen,
daß Augustenburg alle Ansprüche auf die Herzogthümer längst
verwirkt habe. Natürlich genug. Denn je mehr Agnaten
des bisher regierenden Stammes rechtlos wurden, desto näher
rückte die Möglichkeit, daß bei Gelegenheit die Ansprüche des
Hauses Gottorp, d. h. Rußlands, auf Kiel und weitere
Stücke der Herzogthümer, ja selbst auf die SucMcession in
ganz Schleswig-Holstein, aufleben könnten.
Für den Dänenkönig war bei alledem die russische
Zustimmung zur Zeit unschätzbar. Denn seine Lage wurde
täglich schwieriger. Das einmüthige, feste Beharren der
Herzogthümer auf ihrem alten Recht, die ungestümen Angriffe
auf dieses Recht durch die Eiderdänen, steigerten gegenseitig
die populäre Leidenschaft. Durch das Auftreten der deutschen
Regierungen und die Erhebung der deutschen Volksstimmen
stärkte sich die entschlossene Defensive in Schleswig-Holstein,
und wuchs in gleichem Maaße die vorwärts drängende Wuth
der Inseldänen. Immer näher rückte die Wahrscheinlichkeit
eines gewaltsamen Ausbruchs auf beiden Seiten. Dabei war
die Gesundheit des Königs schwankend seit längerer Zeit; in
allen Gassen der Hauptstadt wurde laut erörtert, daß bei
einem Thronwechsel dieses Mal die Volksfreiheit wahr-
genommen, daß der neue Herrscher nur unter einer freien
Verfassung den Thron besteigen, und dann das därische