Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

46 Die Thronfolgefrage. 
sterium löste sich auf, und am 22. März traten vier eider- 
dänische Führer, Monrad, Tscherning, Hvidt und Orla Leh- 
mann in das neue Cabinet ein. In denselben Stunden kam 
die Deputation aus Rendsburg an; sie war vom ersten Augen- 
blick an im Klaren, daß die Einsetzung dieses Ministeriums 
die Vereitlung ihrer Bitten und den Krieg gegen Schleswig 
bedeute. Noch am 22. gingen die Befehle zur Mobilisirung 
der dänischen Regimenter, zur Aufstellung von 5000 Mann 
an der jütischen Grenze, zur Einschiffung von 10000 Mann 
nach Eckernförde und Rendsburg hinaus. Am 23. empfing 
der König die Deputation in einer gnädigen Audienz, erklärte 
aber gleich nachher einem höhern holsteiner Beamten, daß er 
als constitutioneller König durchaus keine Verantwortlichkeit 
habe. Damit also war der Deputation im Voraus bescheinigt, 
daß ihr Schicksal lediglich in die Hand des Ministeriums 
gelegt sei. Sie erfuhr darauf am 24. März, daß man sie 
vor der Volkswuth nicht länger schützen könne, sie also 
schleunigst zur Rückkehr sich einschiffen müßte. Im Augen- 
blicke ihrer Abfahrt erschien dann Orla Lehmann an Bord 
ihres Dampfers, um ihnen die königliche Antwort auf ihre 
Anträge zu überreichen: es war die Erklärung, daß Holstein 
seine eigene freie Verfassung erhalten, Schleswig aber nicht 
dem deutschen Bunde, sondern dem Königreich Dänemark 
unter einer gemeinsamen Verfassung mit provinziellen Insti- 
tutionen einverleibt werden würde. Es war die anmtliche 
Verkündung des Rechtsbruchs, hingehalten ohne Zweifel bis 
zum letzten Augenblick in der Hoffnung, daß vor der Ankunft 
der Deputation in Kiel die zusammengezogenen Truppen die 
Grenze überschreiten und die wehrlosen Herzogthümer in 
raschem Uberfall unter die Füße werfen würden.
	        
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