Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Prinz Christian von Glücksburg. 53 
Hessen war weder König Frederik noch irgend ein Theil des 
dänischen Volkes begeistert. Den Augustenburgern hatte man 
längst vor dem Kriege jedes Erbrecht bestritten; jetzt, wo sie 
die Empörung gegen den legitimen König geschürt hatten, 
stimmte man in Kopenhagen eifrig der russischen Ansicht zu, 
daß ein Rebell nimmermehr mit einer Krone belohnt werden 
dürfe. Von diesem Argumente wurden auch, mit einer einzigen 
Ausnahme, die Prinzen des Glücksburger Zweiges betroffen. 
Es war also freier Boden für eine völlig neue Einrichtung, 
und über diese eine rechtsgültige Entscheidung zu treffen, 
kam nach den erwähnten dänischen Voraussetzungen lediglich 
den Häuptern der beiden großen Stämme, des königlichen 
und des Gottorper, zu, mithin dem König Frederik von 
Dänemark und dem Zaren Nikolaus, als dem Chef der drei 
Gottorper Linien: Rußland, Wasa und Oldenburg. Die 
beiden Fürsten warfen ihr Augenmerk zuerst auf den Erb- 
prinzen von Oldenburg, dessen Vater aber geringe Lust zu 
der bedenklichen Ehre zeigte; gegen einen andern Prinzen 
desselben Hauses erhob Kaiser Nikolaus Einspruch: so einigte 
man sich schließlich über folgende Combination. Der junge 
Prinz Christian von Glücksburg war der Schwiegersohn der 
Prinzessin Charlotte, und mit Luise, der Schwester des 
Prinzen Friedrich von Hessen, vermählt. In Folge dieser 
Beziehungen hatte er, der Einzige seines Hauses, sich im 
Jahre 1846 jeder Theilnahme an den Protesten gegen den 
Offenen Brief enthalten, und in den folgenden Jahren bei 
der Erhebung der Herzogthümer sich in treuer Befolgung 
seines militärischen Diensteides dem Könige zur Verfügung 
gestellt. Dadurch hatte er in Kopenhagen eine gewisse An- 
erkennung, und in noch höherem Grade die Hochachtung des
	        
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