Monarchenconferenz zu Warschau. 55
Sinne gewissenhaft verfahren würde, seinen ganzen Einfluß
bei dem Herzog von Augustenburg einzusetzen, daß er seine
persönlichen Ansprüche dem höhern Interesse Europas unter-
ordne. Am 5. Juni zeichnete darauf Reedtz mit den russischen
Staatsmännern ein Protokoll über die Candidatur des
Prinzen Christian und seiner männlichen Nachkommenschaft.
Man würde in Kopenhagen die Verzichte der weiblichen Linie
herbeibringen, und Rußland die Gottorper Rechte dem Prinzen
übertragen; hierauf würde der König von Preußen die Zu-
stimmung Augustenburg's einliefern; nach Erledigung aller
dieser Fragen des formalen Rechts würde die Sache der
Londoner Conferenz zur europäischen Anerkennung vorgelegt
werden.
So erfreulich dies Alles für den dänischen Minister
sein mochte, so belehrte ihn die Fortsetzung seiner Reise über
Wien und Berlin doch sehr bald, daß vor Erreichung des
Zieles noch mehr als ein Hinderniß zu beseitigen war. In
Wien erhob Fürst Schwarzenberg lebhafte Klage über die
tyrannische Mißhandlung Schleswigs, welche auch in Hol-
stein den Haß der deutschen Bevölkerung gegen Dänemark
und dessen König neu entflamme, und Reedtz gab das Ver-
sprechen, gleich nach seiner Rückkehr hier Besserung zu
schaffen, also in Schleswig und in Holstein einen parallelen
Gang der Verwaltung herbeizuführen, und ein System ein-
zurichten, welches sowohl die deutsche Bevölkerung der Herzog-
thümer beruhigen könne, als auch den Mächten Sicherheit
gegen die Incorporation und Danisirung Schleswigs gebe —
Zusagen, von welchen Schwarzenberg den russischen Ge-
sandten Meyendorff beinahe protokollarisch Act nehmen ließ.
Bon dem preußischen Minister Manteuffel aber mußte Reedtz