Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Osterreich und Preußen fordern bindende Zusagen. 63 
schmelzung Holsteins und Schleswigs, oder überall irgend 
eine andere oder nähere Verbindung dieser Herzogthümer 
unter einander, als zwischen jedem derselben und dem König- 
reich, gleich eintreten oder in Zukunft herbeigeführt werden würde. 
Dies werde übrigens dem Fortbestande solcher Bande nicht 
entgegen sein, wie sie Grenzländern natürlich seien, oder auf 
gemeinsamen Institutionen nicht staatsrechtlicher Natur oder 
auf privatrechtlich gemeinsamen Verhältnissen beruhten. 
Als diese königlichen Absichten den beiden deutschen 
Höfen vorgelegt wurden, war der Eindruck sofort in Wien 
und Berlin der gleiche. Auf dem Standpunkt, den man leider 
einmal eingenommen, hatte man gegen den Inhalt der 
dänischen Vorschläge nichts einzuwenden, im Gegentheil, beide 
Cabinette acceptirten sie ohne Weiteres. Aber eben deshalb 
wollten sie feste Bürgschaft für ihre unabänderliche Aus- 
führung. Königliche Absichten konnten wechseln; moralische 
Garantien hatten keinen längern Bestand, als der Wille des 
Ausstellers. Das Alles ist nichtig, sagte man in Berlin: 
Dänemark hat hienach die Freiheit, jeden Tag jede beliebige 
neue Richtung einzuschlagen. Fürst Schwarzenberg beeilte sich, 
die Frage evident zu stellen. Indem er den dänischen 
Vorschlägen seine Billigung aussprach, schrieb er am 26. De- 
cember dem kaiserlichen Gesandten in Kopenhagen, man 
könne über die Absichten des Königs Frederik sich aussprechen 
nur in der Unterstellung, eine von ihrem Urheber als ver- 
pflichtend betrachtete, daher in ihrer Ausführung gesicherte 
Erklärung vor Augen zu haben. Würde die dänische Regierung 
diese Auffassung ihres Programms auch als die ihrige aner- 
kennen, würde sie uns zugleich die wirkliche Ausführung der 
Absichten, die sie uns bis jetzt nur officiell als eine mögliche
	        
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