76 Die Verträge von1852.
das Odium der Unpopularität den Werken der Großmächte
zuzuschieben, und dann die vollendete Thatsache unter dem
Scheine einer douce violence der Großmächte zu genehmigen.
Sie sehen, sagte er, Se. Majestät denkt besser von uns, als
wir verdienen, und stellt Anforderungen an uns, die mit Kopf
und Herz der bundestäglichen Politiker nicht commensurabel
sind. Ubrigens bemerkte er, daß Österreich sonst sehr gerne
den Bund als Einheit zu internationalen Actionen berufen
würde, um unter dieser Form die auswärtige Politik Preußens
völlig zu absorbiren. "
Trotz dieses Votums mußte Manteuffel auch die Ge-
sandten der übrigen Höfe von dem königlichen Wunsche in
Kenntniß setzen, erlebte aber überall denselben Erfolg. Jeder-
mann. nahm bei der nationalen Erregung in Deutschland und
den bekannten Verhältnissen des Bundestags den Antrag als
einen Versuch, noch in letzter Stunde die europäische Aner-
kennung der dänischen Integrität in die Luft zu sprengen.
Bleibt Preußen dabei, rief Minister Bluhme, so kommt das
Protokoll nicht zu Stande, und bei uns ist das Gesammt-
staatsministerium verloren. Der englische Minister klagte
über die Weitschichtigkeit der Bundesverhandlungen und die
„einseitig deutsche Gesinnung“ der deutschen Höfe. Vor
Allen Nesselrode schrieb am 13. April drei Depeschen für
eine, worin er der preußischen Regierung in hochfahrendem
Tone über ein so völlig und in jeder Beziehung unzulässiges
Begehren den Text las. Wie sehr wir den Bund schätzen,
sagte er, haben wir 1850 gezeigt — es klingt „fast“ wie
Hohn, schrieb der preußische Minister an den Rand — aber
hier mitzuwirken, hat er nicht den Schatten eines Rechts.
König Friedrich Wilhelm, dadurch mehr erzürnt als einge-