Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Augustenburg erklärt die Annahme der dänischen Vorschläge. 77 
schüchtert, sandte am 22. April nach Wien den Antrag auf 
gemeinsames Vorgehen am Bunde. In London aber traten 
die Minister zusammen, um bei der Königin die Cabinetsfrage 
zu stellen: ohne Abschluß des Protokolls seien sie nicht im 
Stande, die Regierung weiter zu führen. So schien eine 
Krisis bedenklicher Art die ganze Lage Europas zu bedrohen. 
Da, am 23. April, langte in Berlin ein Telegramm Bis- 
marck's an: der Herzog von Augustenburg hat die dänischen 
Propositionen angenommen. Alle Welt athmete auf. Wozu 
jetzt noch den deutschen Bund bemühen, wenn die Augusten- 
burger Familie selbst den Inhalt des Protokolls anerkennt? 
In der That hatte der Herzog, acht Tage vor dem Ab- 
lauf des von Dänemark gesetzten Termins, seinen Entschluß 
gefaßt. In seiner Erklärung kritisirte er zuerst die Niedrigkeit 
der ihm gebotenen Geldsumme. Da mir indessen, fuhr er 
fort, wie die Verhältnisse einmal sind, keine andere Wahl als 
Annehmen oder Ablehnen bleibt, und ich im letzteren Falle 
Gefahr laufe, das ganze Eigenthum und Vermögen meiner 
Familie einzubüßen, so sehe ich mich genöthigt, die Propositionen 
der dänischen Regierung anzunehmen. Er erwarte also das Ein- 
treffen eines dänischen Commissars, um den Vertrag im Ein- 
zelnen festzustellen. Diese Auseinandersetzungen über Art und 
Weise und Fristen der Zahlung, über die zu den Gütern 
gehörigen Mobilien, über die Aufhebung des fideicommissari- 
schen Bandes, brauchten noch lange Monate; der einzige hier 
daraus zu erwähnende Punkt ist die Zustimmung seiner beiden 
Söhne zu der Regelung des fideicommissarischen Verhältnisses. 
Die Verheißung des Herzogs, im eigenen und im Namen seiner 
Familie, nichts gegen die neue dänische Thronfolge unter- 
nehmen zu wollen, kam in die definitive Urkunde, wörtlich wie
	        
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