Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Polizeiliche Tyrannei in den Herzogthümern. 89 
in Schleswig wurden in den Bezirken gemischter Bevölkerung 
die deutschen Geistlichen und Lehrer ausgetrieben und durch 
dänische ersetzt, welche durch ihren propagandistischen und 
polizeilichen Eifer sich bald beim Volke den Beinamen der 
schwarzen Gensdarmen verdienten. 
Unter diesem greulichen Drucke bewährte die Bevölkerung 
ihre unerschütterliche Tüchtigkeit. Die wenig zahlreichen Apo- 
staten fanden sich von jeder Gemeinschaft mit den sie ver- 
achtenden Landsleuten ausgeschlossen; die ungeheuere Mehrheit 
hielt in schweigender Festigkeit zusammen, und wartete der 
Gelegenheit, ihre Gesinnung thatkräftig zu bekunden. Dieselbe 
Stimmung herrschte in allen Theilen des deutschen Volkes. 
Die Mehrzahl der deutschen Cabinette mißbilligte den heil- 
losen Fanatismus Dänemarks, war aber vollauf mit dem 
plötzlichen Aufschwung der preußischen Zollpolitik und der 
scharfen Feindseligkeit Osterreichs dagegen beschäftigt. Auch 
meinte man wohl, gleich nach der Niederwerfung einer ge- 
gefährlichen Revolution gehe es einmal nicht anders; die Re- 
gierung müsse eben die zu ihrer Sicherheit und Autorität 
erforderlichen Vorkehrungen treffen; man betrachtete die augen- 
blicklichen Zustände Schleswig-Holsteins als eine Übergangs- 
zeit, und wartete zunächst den Erlaß der im Manifest vom 
28. Januar 1852 verheißenen Verfassungen ab. 
Man könnte nicht sagen, daß Dänemark sich beeilt hätte, 
diese Erwartung zu erfüllen. Zwei Jahre vergingen, ehe die 
dänische Regierung damit hervortrat, und dann zeigte sich ein 
höchst erbaulicher Grund für die Zögerung. Wie wir sahen, 
hatte der König 1851 den deutschen Mächten erklärt, die 
neue Verfassung des Gesammtstaats werde vor ihrem Er- 
lasse einer Prüfung des dänischen Reichstags und einer Be-
	        
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