1865 Erste Regungen einer preußisch-gesinnten Partei. 95
drängung Preußens. Trotz alledem gab indessen Bismarck die
Hoffnung immer noch nicht auf, in friedlicher Weise zum Ziele
zu gelangen. Es könne, glaubte er, auf die Dauer die Be-
völkerung der Herzogthümer sich unmöglich der Thatsache
verschließen, daß weder der Bund, noch Osterreich, noch ein
bundesrechtlich souveräner Herzog, sondern daß Preußen allein
dem Lande Schutz und Sicherheit gegen Außen verbürgen
könne, und daß mithin Preußen die zur Lösung dieser Auf-
gabe erforderlichen Rechte erhalten müsse. In der That be-
gannen sich Regungen dieser Art zu zeigen, Anfangs vereinzelt,
bald aber heranwachsend. Am 12. Februar constituirten sich in
Flensburg 24 Männer, welche über drei Localblätter geboten,
als „nationale Partei“, mit dem Programm des Anschlusses
an Preußen in militärischer und diplomatischer Bezichung,
festzustellen vor der Einsetzung eines souveränen Herzogs.
Bald nachher machten sich ähnliche Gedanken inmitten der
Augustenburger Vereine selbst geltend. Freilich nicht vor der
Einsetzung des Herzogs, wie es die Nationalpartei begehre,
dürfe dergleichen geschehen: darüber blieb man einstimmig in
diesen Kreisen. Aber allmählich wurden zahlreiche Stimmen
in mehreren Vereinen laut, nach der Einsetzung werde es die
dringendste Pflicht des Herzogs sein, den Anschluß an Preußen
zu vollziehen, während die reinen Particularisten jeden Ge-
danken einer solchen Demüthigung mit Abscheu zurückwiesen.
Eine allgemeine Delegirten-Versammlung von 149 Vereinen
verhandelte am 26. Februar die Frage, und selbst der leitende
Centralausschuß sprach sich günstig für den Anschluß aus.
Bei der Abstimmung aber hatten die Particularisten eine Mehr-
heit von 120 gegen 88 Stimmen, worauf dann der Ausschuß
abdankte und durch Männer der Majorität neu besetzt wurde.