4 Der italienische Septembervertrag. 1862
Regimenter hielten fortdauernd Rom und das Patrimonium
Petri besetzt, und sicherten hier, trotz des Hasses der Ein-
wohner, die päpstliche Herrschaft. Vergebens hatte Cavour am
27. März 1861 durch die berühmte Tagesordnung des italie-
nischen Parlaments Rom für die natürliche Hauptstadt Ita-
liens erklären lassen; vergebens suchte er dann mit nach-
giebigem Einlenken den Abzug der französischen Besatzung
aus Rom durch das Versprechen des Verzichts auf jeden
gewaltsamen Angriff zu erlangen. Für Napoleon's innere
Politik war die Unterstützung durch den französischen Klerus
von entscheidender Bedeutung, und diese nur durch Fortdauer
der französischen Besatzung in Rom zu erlangen. Immerhin,
als nach Cavour's Tode der Minister Durando die von
jenem begonnene Unterhandlung wieder aufnahm, zeigte sich
der Kaiser gegen die Abberufung seiner Garnison aus Rom
nicht völlig abgeneigt, wenn Italien die bindende Zusage
gebe, ein für alle Male die Grenzen des Patrimonium Petri
zu respectiren. Aber in diesem Momente durchbrach, wie wir
beobachteten, der Freischaarenzug Garibaldi's gegen Rom die
Verhandlung. Zwar schlug ihn die italienische Regierung auf
der Stelle zu Boden, dem italienischen Volke gegenüber hielt
sich aber Durando verpflichtet, in seiner Note vom 10. Sep-
tember 1862 vor Europa zu erklären, daß Italien den Besitz
Roms nicht entbehren könne. Die Aufregung und Erbitterung
der klerikalen Partei war hienach so gewaltig aufgeflammt, daß
Napoleon es für unerläßlich erachtete, sich in der schärfsten
Weise von diesen italienischen Verkehrtheiten loszusagen. An
die Stelle des italienisch gesinnten Thouvenel hatte er den
ultramontanen Drouyn de Lhuys in das auswärtige Amt
zurückberufen, und dieser hierauf Thouvenel's Genossen Bene-