Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

116 sterreich und der Bundestag. 1865 
neten gewählt werden, der sich nicht feierlich verpflichte, 
gleich in der ersten Sitzung für die Proclamation Herzog 
Friedrich's VIII. als Landesherrn und für die Incompetenz 
der Versammlung bis zu dessen Einsetzung zu stimmen. Ein 
solcher Ausspruch würde dann seine allseitige Bekräftigung 
durch Osterreich, den deutschen Bund und alle Parteien in 
Preußen selbst erhalten, und der rechtlose Annexionsplan wie 
Rauch vor dem Sturmwind verwehen. 
Angesichts aller dieser Umstände mochte Bismarck manches 
Mal bitteres Herzens ausrufen: ich trete die Kelter allein. 
Aber keinen Augenblick kam ein Gedanke entmuthigtes Weichens 
in seine Seele; zu fest gewurzelt stand bei ihm die Über- 
zeugung von der innern Güte und dem nationalen Werthe 
seiner Sache; ich werde dereinst, sagte er damals, der popu- 
lärste Mann in ganz Deutschland sein. 
In mehreren Erlassen an Werther faßte er am 12. Mai 
noch einmal sämmtliche Beschwerdepunkte gegen Osterreich zu- 
sammen, und forderte also Werther auf, mit Mensdorff alle 
jene Momente zu besprechen, ihm Preußens Wunsch auf 
Frieden und Bündniß zu versichern, zugleich aber auch über 
die Gewißheit des bewaffneten Conflicts bei Fortsetzung des 
bisherigen Verfahrens keinen Zweifel zu lassen. Werther 
vollzog diese Weisungen am 18. Mai, konnte jedoch nur von 
geringem Erfolge berichten. Zwar eine Proclamation Fried- 
rich's VIII. durch den Landtag verhieß auch Mensdorff zu 
verhindern, und war zugleich bereit, in einigen Einzelheiten 
Halbhuber ein freundlicheres Benehmen anzubefehlen: in den 
Hauptsachen aber hielt er fest an der alten Stellung. Am 
Bundestag, sagte er, habe Osterreich seine Stimme abgegeben, 
weil Preußen sich der Abstimmung nicht habe enthalten
	        
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