1865 Innere Verlegenheiten in Österreich. 1190
bewilligen wollte, trotz der Erklärung des Kriegsministers,
daß damit die Organisation des Heeres nicht aufrecht erhalten
werden könne. Immer that die Regierung das Mögliche,
um die Kosten der Armce und Flotte zu ermäßigen: alle
irgend entbehrlichen Pferde wurden verkauft, ein großer Theil
der Mannschaften als Urlauber in die Heimath entlassen,
zahlreiche Bauten zu Militärzwecken eingestellt. Die Gencrale
wütheten; der Adel bestürmte den Kaiser, das Reich nicht
durch die constitutionellen Quacksalber zu Grunde richten zu
lassen; alle schönen Verheißungen Schmerling's seien in ihr
Gegentheil umgeschlagen; sein großer Reichsrath habe den
Eigenwillen der Ungarn nicht zu beugen vermocht, statt dessen
aber durch seine ungebührlichen Kritiken das Ansehen der
Regierung geschwächt und durch seine gehässige Knauserei die
Wehrkraft des Reiches gelähmt. Dem Kaiser begannen diese
Vorstellungen einzuleuchten. Eine allgemeine Unsicherheit, Ab-
spannung und Verdrossenheit lagerte sich über das Reich.
Bei diesen Umständen, welche natürlich in Berlin nicht
unbekannt waren, konnten Mensdorff's tönende Worte der
preußischen Regierung unmöglich imponiren. In diesem Augen-
blicke erinnerte man sich jenes Ausspruchs des Kaisers Franz
Joseph, bei etwaiger Trübung des Verhältnisses möge man
wieder den General Manteuffel nach Wien senden, und am
19. Mai wurde bereits eine Instruction für diesen entworfen,
welche mit schneidender Klarheit die Gefahren der Lage be-
zeichnete. „Unser Verhältniß zu Österreich, hieß es dort,
steht an einem für die Richtung unserer gesammten Politik
entscheidenden Wendepunkt: OÖsterreichs bisheriges Verfahren
muß uns unaufhaltsam zum Bruche führen. In einem solchen
Falle aber muß Preußen seine Beziehungen zu den andern