1865 Neue Versuche der Einigung. 131
einzige Prätendent gewesen; jetzt sei ein Bundesfürst, der
Großherzog von Oldenburg, neben ihm aufgetreten. Damals
habe der Erbprinz sich gegen Christian IX. erhoben, gegen
welchen Deutschland den Krieg zu erklären im Begriffe stand;
jetzt richte sich die Agitation des Erbprinzen gegen die beiden
deutschen Mächte selbst. Dem müsse ein Ende gemacht
werden. Werther wurde hienach angewiesen, dem österreichi-
schen Minister zu bemerken, daß nicht die Entfernung, sondern
die Anwesenheit des Erbprinzen die Zustimmung beider Mit-
besitzer bedürfe; Preußen aber versage diese unbedingt, und
werde sein Verbot mit allen Mitteln, ohne Rücksicht auf
irgend welche Folgen, geltend machen. Mensdorff erwiderte
am 1. Juni, er beklage den Zeitverlust, welchen die voraus-
gehende Berufung der Provinzialstände verursachen werde,
wolle aber in dieser Frage keine Schwierigkeit machen und
lasse sich hierüber jeden preußischen Beschluß gefallen. Der
Erbprinz aber könne nicht ausgewiesen werden, und jedem
einseitigen Verfahren Preußens gegen ihn müsse Osterreich mit
entschiedenem Protest entgegentreten. In einem Schreiben
vom 13. Juni ging dann Bismarck über diesen Streitpunkt
kurz hinweg, um seine Freude über das erreichte Einver-
ständniß hinsichtlich der Provinzialstände auszusprechen, und
gab noch an demselben Tage Zedlitz die Weisung, sich mit
Halbhuber über die Betreibung der nöthigen Ergänzungs-
wahlen zu verständigen. Es zeigte sich dann, daß Halbhuber
auch hier mit langsamer Verdrossenheit zu Werke ging, und cs
kostete Zedlitz unter fortdauerndem Antreiben Bismarck's nicht
geringe Mühe, festzustellen, welche Wahlformen und Wahl-
beamten bei den alten Ständen gesetzlich vorgeschrieben seien.
Indessen wurde das Berliner Cabinct noch in bestimm-
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