Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

150 Preußisches Ultimatum. 1865 
eine Sendung Werther's mit der Antwort des Kaisers auf 
den königlichen Brief vom 9., und einer Erwiderung Mens- 
dorff's vom 10. auf Bismarck's Erlaß vom 3. Juli. Die 
letztere sprach wiederholt die Freudc über das bis jetzt erlangte 
Einverständniß, betreffend die Februar-Forderungen, aus, beide 
Schreiben aber stellten in dringender Weise den Antrag, daß 
der König von seiner Ungnade gegen Augustenburg absehen 
und den Erbprinzen als Souverän der Herzogthümer an- 
erkennen wolle. Zugleich fragte Mensdorff an, ob zur weitern 
Verhandlung über Schleswig-Holstein die Sendung einer 
Vertrauensperson nach Karlsbad oder Gastein genehm sein 
würde, worauf Bismarck umgehend antwortete, daß dieselbe 
sehr erwünscht sei, übrigens aber noch einmal (am 14.) her- 
vorhob, daß, wie erfreulich auch Mensdorff's Entgegenkommen 
in den übrigen Punkten sei, doch das Bedauern über Oster- 
reichs Festhalten an Augustenburg ungemindert bleibe. Der 
Prinz stelle sich als Regenten, als Macht gegen Macht den bei- 
den Regierungen gegenüber, suche sie durch demagogische Mittel, 
durch einen Druck von unten her zu bezwingen, untergrabe 
in den Herzogthümern Ordnung und Autorität: Se. Majestät 
könne dergleichen sich nicht gefallen lassen. So lange dieser 
Zustand in den Herzogthümern nicht beseitigt sei, wie dies 
durch die Erlasse vom 11. gefordert worden, könne die Ver- 
handlung mit Österreich dem Ziele nicht näher geführt werden. 
So blieb für den Augenblick die Lage drohend und 
feuergefährlich. Auf eine Anfrage Roon's, ob etwa schwere 
Geschütze aus den rheinischen Festungen in die schlesischen 
überführt, und die Maaßregel in den Zeitungen besprochen 
werden sollte, antwortete Bismarck bejahend, stets in dem 
Gedanken, daß es das beste Mittel zur Erhaltung des Friedens
	        
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