1864 Napoleon geht auf Italiens Wünsche ein. 9
Zwecke predigte er Preußen die Annexion der Herzogthümer;
im Süden aber mußte Italien nicht mehr in der eigenen
Brühe gekocht werden, sondern stark und streitfähig bleiben,
und so hatte er es im November zwar für jetzt zum Frieden,
zugleich aber auch zur steten Fortsetzung der Rüstungen er—
mahnt. Demnach fand Pepoli den Boden für seine Vor—
schläge besser, als er es hatte erwarten dürfen, vorbereitet.
Als er dem damals in Fontainebleau residirenden Kaiser die
verzweifelten Zustände Italiens, die gährenden Leidenschaften
der Actionspartei, die Gefahr für die bestehende Ordnung
schilderte, eine Gefahr, die, wie Orsini gezeigt hatte, nicht
bloß in Italien die Sicherheit eines gekrönten Hauptes be-
drohte: da räumte ihm Napoleon ein, daß er Recht habe,
und daß etwas zur Besserung der Verhältnisse geschehen
müsse. Drouyn de Lhuys erhielt den Befehl, endlich auf
die Depesche vom 9. Juli 1863 eine einläßliche Antwort zu
ertheilen, und Frankreichs Bereitwilligkeit zur Räumung Roms
zu erklären, wenn man sonst ausreichende Bürgschaften für
die Sicherheit des Papstes finden könnte. Visconti-Venosta
wies darauf am 17. Juni den Ritter Nigra an, in die amt-
liche Unterhandlung einzutreten, als die zu gewährenden
Bürgschaften die Vorschläge Cavour's von 1861 anzubieten,
und im Ubrigen den Wünschen Napoleon's entgegen zu
kommen, so weit dies ohne Verletzung der Rechte der italieni-
schen Nation möglich wäre. Dem französischen Minister war
die Sache äußerst widerwärtig. Indessen wußte er, daß seine
Gegner, Rouher, Thouvenel, Lavalette, eben jetzt sehr eifrig
an seinem Sturze arbeiteten und, ohne von der Turiner
Correspondenz zu wissen, den Kaiser zur Räumung Roms
drängten. Er gehörte nun nicht zu den absoluten Charakteren,