Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Constituirung des neuen Ministeriums. 165 
noch ungelöst, die Armee auf den tiefsten Friedensstand reducirt, 
die Finanzen in vollständiger Hülflosigkeit. Es konnte nicht 
fehlen, daß solche Zustände zwar nicht die Gesinnung gegen 
Preußen änderten, aber doch zu kriegerischem Vorgehen nicht 
ermuthigten. Insbesondere war es Graf Esterhazy, welcher 
einem Streben nach friedlicher Ausgleichung das Wort redete. 
Er hatte es von jeher beklagt, daß Mensdorff sich in den 
deutschen Fragen so unbedingt von Biegeleben leiten ließ, und 
hatte bei den wachsenden Streitigkeiten mit dem Reichsrath 
manches Mal erklärt, der beste Bundesgenosse in dieser Lage 
sei für Osterreich der starke Bändiger der widerspenstigen 
preußischen Volksvertretung. Jetzt trat sein Einfluß in höherem 
Maaße als früher hervor; er war durchdrungen von der 
Unmöglichkeit eines großen Kriegs bei der innern Gährung 
aller Kronlande, sann also auf ein beschwichtigendes Aus- 
kunftsmittel für die leidige Frage der Herzogthümer, und 
freute sich, als der österreichische Gesandte in München, Graf 
Blome, ihm ein solches entgegenbrachte. Blome, ein ge- 
borener Holsteiner, von einer großen, unruhigen Intelligenz 
innerhalb eines engen Gesichtskreises, war von jeher, wie 
fast alle holsteiner Edelleute, ein Gegner Augustenburg's 
gewesen, hatte dann als Gesandter für denselben wirken 
müssen, blieb aber bei seiner Ansicht, daß die Frage für 
Osterreich werthlos sei, und das Wiener Cabinet in der 
augenblicklichen Krisis es auf einen Krieg nicht ankommen 
lassen dürfe. Da Österreich die preußische Annexion der 
Herzogthümer verwarf, die gemeinsame Verwaltung aber 
täglich neue Schwicrigkeiten schuf, so war Blome auf den 
Gedanken gekommen, Preußen ganz einfach die Theilung des 
Objectes, dessen Gemeinbesitz sich so gefährlich zeige, in der
	        
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