168 Esterreichische Ministerkrisis. 1865
nicht mehr ausreichten, es seien thatsächliche Beweise nöthig,
daß der Prinz seine usurpirte Stellung aufgebe. Wir sind,
bemerkte er, nicht gesonnen, mit Umgehung der Rechte Öster-
reichs einfach zu annectiren; im Gegentheil, wir sind bereit,
über die Einsetzung Oldenburg's sofort zu unterhandeln. Wir
können niemand einsetzen vor der Sicherstellung unserer Februar-
Forderungen: dies würde mit Oldenburg, welcher zuverlässiger
und politisch unabhängiger ist als der Erbprinz, leichter ge-
lingen. Blome wandte dagegen die Anhänglichkeit der Be-
völkerung an den Letztern ein; um Oldenburg auf dem Throne
der Herzogthümer zu erhalten, würden fort und fort die
preußischen Bajonette erforderlich sein, was weder für Wien
noch für Berlin einen annehmbaren Zustand bilden würde.
Auch diese Sorge erachtete Bismarck für unbegründet. Den
dortigen Tonangebern, sagte er, kommt es wesentlich auf die
Bequemlichkeiten und die Ausbeutung der Kleinstaaterei an,
die ihnen unter preußischer Herrschaft verloren ginge, unter
Oldenburg aber erhalten bliebe. Sie würden sich bald be-
ruhigen.
Alle in diesem Gespräche berührten Punkte wurden
wiederholt erörtert, eine Einigung aber nicht erreicht. Am
30. Juli hatte Blome eine Audienz bei König Wilhelm, und
machte, wie acht Tage früher von der Pfordten, sogleich die
Wahrnehmung, daß Bismarck lediglich im Sinne seines
Monarchen handle. „OÖsterreich, so ungefähr redete der König,
macht uns so viele Unannehmlichkeiten, weil es jeder Macht-
verstärkung Preußens principmäßig seit dem siebenjährigen
Kriege entgegentritt; dies zeigt sich in den Herzogthümern
völlig klar, da sonst eine gemeinschaftliche Verwaltung der-
selben sehr möglich und einfach gewesen wäre. Nur um