Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

174 Osterreichische Ministerkrisis. 1865 
zu lassen, entschied in diesem Sinne, und zwar für eine pro- 
visorische Theilung der Verwaltung unter ausdrücklicher 
Aufrechthaltung der gemeinsamen Souveränität. Er befahl 
eine nähere Ausarbeitung dieses Programms, und nachdem 
er dasselbe unter Mensdorff's Beirath genehmigt, schrieb er 
am 7. August einen eigenhändigen Brief an König Wilhelm, 
worin er bemerkte, daß zwar das vorgeschlagene Abkommen 
dem ursprünglichen Ziele des dänischen Kriegs nicht ent- 
spräche, daß er aber sein Gewissen mit dem Gedanken be- 
ruhige, „welches Unglück wir heraufbeschwören, und welches 
Argerniß wir der Welt geben würden, wenn wir Beide, der 
Sohn Friedrich Wilhelm's III. und der Enkel des Kaisers 
Franz, aus Freunden und Bundesgenossen plötzlich zu Gegnern 
würden“; so reiche er dem Könige nochmals zu freundschaft- 
lichem Einverständniß die Hand. Mit diesem Schreiben eilte 
Blome am 8. August nach Gastein zurück. 
Unterdessen war man auch preußischer Seits in ununter- 
brochener Thätigkeit geblieben, um im kritischen Augenblick 
auf jeden Fall gefaßt zu sein. Blome's Vorschlag befriedigte 
im Grunde den König und Bismarck ebensowenig wie die 
österreichischen Staatsmänner; indessen, einigen Vortheil ge- 
währte er immerhin, und vor Allem wurde es auch hier 
als Gewinn empfunden, daß er die Nothwendigkeit des 
Kriegs noch einmal vertagte. Es kam also auf das Ab- 
wägen der verschiedenen Momente an, auf den Werth der 
einzelnen Erbietungen, welche Blome mitbringen würde, 
gegenüber den Aussichten und Gefahren eines etwaigen 
kriegerischen Entschlusses. Daß man hinsichtlich der Schlag- 
fertigkeit des Hceres und der Bereitschaft der Geldmittel auf 
festerem Boden als Osterreich stand, wußte man sehr wohl:
	        
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