Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Abschluß der Gasteiner Übereinkunft. 193 
sich mit Bismarck in dem Ausspruch der Erwartung, daß 
fortan beide Mächte in fester Eintracht und conservativem 
Sinne gemeinsam die Angelegenheiten Gesammtdeutschlands 
leiten würden. In Bethätigung der wiederhergestellten 
Freundschaft bestimmte dann der König den in Wien so hoch 
geschätzten General von Manteuffel zum Gouverneur von 
Schleswig, der Kaiser aber zum Statthalter von Holstein 
den Feldmarschall-Lieutenant von Gablenz, den Kriegskame- 
raden der Preußen vom vorigen Jahre, und gab ihm als 
Civilcommissar anstatt des anstößigen Herrn von Halbhuber 
einen Ministerialrath von Hofmann bei. Der König stattete 
gleich nachher auch der Kaiserin einen Besuch in Ischl ab, 
und verließ darauf erleichtertes Herzens das österreichische 
Gebiet. Wie sehr er nach einem friedlichen Ausgleich ver- 
langt, wie sehr ihn also der Abschluß der Übereinkunft 
schließlich erfreut hatte, bekundete er, indem er seinen Minister- 
präsidenten, der freilich nicht in jubelnder Stimmung seine 
Unterschrift dazu gegeben, einige Wochen nachher in den 
Grafenstand erhoben. 
Unterdessen trugen Draht und Presse die Kunde der 
Begebenheit in alle Welt, und der Eindruck, den sie hervor- 
rief, war äußerst drastisch. In den zahlreichsten Kreisen 
erschien sie als ein großer Sieg der preußischen Politik. 
Die Wiener Zeitungen, außer den Offiziösen, strömten ein- 
stimmig von Entrüstung und Beschämung über; sie erklärten 
die Demüthigung Osterreichs für um so schmählicher, je 
patriotischer die öffentliche Meinung das Cabinet zu muthiger 
und stolzer Entschlossenheit ermahnt hätte. In den Herzog- 
thümern war die Wirkung im ersten Augenblicke bei allen 
Anhängern Augustenburg's niederschmetternd. Wir sind 
v. Sybel, Begrundung d. deutschen Reiches. IV. 13
	        
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