1865 Erbitterung der Mittelstaaten. 197
consequenten Preußen ergeben; solle dieses nicht zur Allein-
herrschaft in Deutschland sich entwickeln, so sei es nothwendig,
daß alle deutschen Staaten dem Wiener Cabinet den Muth
erfrischten und bereitwilliger als Preußen den österreichischen
Wünschen entgegenkämen. In diesem Sinne wurde nicht
gerade die Aufnahme Gesammtösterreichs in den deutschen
Bund, wohl aber eine Garantie des letztern auch für die
außerdeutschen Besitzungen Osterreichs bezeichnet.
Allein von solchen Gedanken waren gerade in diesem
Augenblick die Regierungen der Mittelstaaten so weit wie
möglich entfernt. Natürlich waren sie durch die Gasteiner
Übereinkunft auf das Tiefste gekränkt, und ebenso natürlich
richtete sich ihr Zorn weniger gegen den offenen Widersacher,
den sie seit Jahren bekämpft, als gegen den treulosen Genossen,
der auf die feindliche Seite zurückgetreten war. Zunächst am
Bundestage war damit ihre völlige Ohnmacht wieder ebenso
offenbar geworden, wie im Frühjahr 1864. Bayern, Sachsen
und Hessen-Darmstadt hatten am 27. Juli den von Pfordten
mit Bismarck besprochenen Antrag in Frankfurt eingebracht,
und der Bundestag denselben sofort dem holsteinischen Aus-
schuß zur Berichterstattung überwiesen. Kein Mensch, schrieb
Savigny an Bismarck, ist eigentlich recht erbaut davon.
Dann kam der Gasteiner Vertrag, und mit dieser Nachricht
auch die sichere Erfolglosigkeit jedes Bundesbeschlusses gegen
den Willen der Großmächte. Im Ausschusse selbst trat
Württemberg in der Meinung, es sei besser, nichts zu thun,
als sich durch unnütze Schritte zu prostituiren, gegen Bayern
und Sachsen der Ansicht der Mehrheit bei, der Bundes-
versammlung gar keinen Vorschlag über den Antrag vom
27. Juli zu empfehlen, als den negativen, weitere Mit-