1865 Italiens gutes Glück. 199
durch Osterreich in die Irre führen lassen; es ist jetzt Zeit,
uns auf die eigenen Füße zu stellen; aus Rücksicht für Oster-
reich haben wir den preußischen Antrag auf einen Handels-
vertrag mit Italien abgewiesen, dadurch unsern wirthschaft-
lichen Interessen schweren Schaden zugefügt, und den Verdruß
aller unserer Industriellen gegen die Regierung erregt; jetzt
hat Osterreich selbst uns die Hände frei gemacht, und wir
werden nicht zaudern, zur Erlangung des Handelsvertrags
auch die Anerkennung des Königreichs Italien auszusprechen.
In der That, über der italienischen Nation leuchtete
damals ein günstiger Stern. Dasselbe Ereigniß, welches ihr
die Aussicht auf Venetiens baldige Eroberung für den Augen-
blick wieder in Nebel hüllte, brachte ihr zur Entschädigung
die Geneigtheit der bis dahin feindseligen deutschen Staaten,
den Bestand des jungen Königreichs durch ihr Votum weiter
zu befestigen. General La Marmora freilich hätte eines
solchen Trostes für den Gasteiner Vertrag kaum bedurft.
Er hatte endlich auf seine Anfrage in Paris den Bericht
Nigra's vom 13. August über eine Unterredung mit dem
eben zurückgekehrten Drouyn de Lhuys erhalten, in welcher
dieser dem Gesandten mitgetheilt hatte, wenn Italien Krieg
führen wolle, werde Napoleon es auf dessen eigene Gefahr
vorgehen lassen, es nicht hindern, aber auch nicht schützen,
sondern höchstens die Lombardei decken. Der französische
Minister hatte aber weiter bemerkt, daß er La Marmora's
Antwort an llsedom fast vollständig billige; Italiens Stellung
sei ausgezeichnet; man solle nur zu warten verstehen. Was
Preußen betreffe, so würde bei einem Kriege über Schleswig-
Holstein Frankreich ruhig bleiben, bei weiterer Ausdehnung
des Kampfes aber seine eigenen Interessen wahrnehmen. Also