1865 Pariser Zeitungssturm gegen den Gasteiner Vertrag. 203
denselben her, je einmüthiger sie seit zwei Jahren für Däne-
mark Partei genommen, und in Bismarck den wahren Ur—
heber der dänischen Niederlage erkannt hatte. Hier habe,
hieß es, die widerlichste Heuchelei endlich die Maske abge-
worfen. Die deutschen Mächte hätten Dänemark bekriegt,
weil dieses das untheilbare Schleswig-Holstein hätte theilen
wollen; jetzt rissen sie selbst die Herzogthümer gewaltthätig
auseinander. Sie wären im Namen des Nationalitäts-
princips für Deutschland gegen Dänemark in den Kampf
gezogen: jetzt ließen sie Deutschland, den deutschen Bund,
die deutsche Volksstimme unbeachtet, und Preußen hielte die
Dänen in Nordschleswig unter seinem Joch. Alle liberalen
Grundsätze, alle Forderungen der Civilisation seien mit
Füßen getreten, mitten im 19. Jahrhundert würden die
Völker wie Viehhecrden verhandelt. Die Zeitungen aller
Farben, ministerielle, legitimistische, radicale, stimmten in
diesen Chorus ein; die orleanistische Revue des deux Mlondes
war dieses Mal einig mit der von der Regierung subventio-
nirten Revue Contemporaine.
Drouyn de Lhuys rieb sich bei diesem, wesentlich gegen
Preußen gerichteten Sturm die Hände, und sprach gegen
mehrere Mitglieder der diplomatischen Gesellschaft dieses Ein-
verständniß in hohem Tone aus. Er wußte, aus welchen
Gründen das Ereigniß auch dem Kaiser Napoleon unerfreulich
sein würde, und hoffte, ihn damit von all jenen, auf Preußens
Mitwirkung berechneten Plänen gründlich zu heilen. Indessen
hatte Graf Goltz von Bismarck eingehende Instructionen
über den Vertrag erhalten, und suchte darauf am 19. August
den französischen Minister zu überzeugen, daß der ganze
Zeitungslärm gegenstandslos sei. Es handle sich in dem