1865 Napoleon's Außerungen. 207
vergrößere und dadurch von dem fremden Einflusse frei werde,
dem es seit 1815 nicht zum Vortheile Frankreichs hat folgen
müssen. Hiemit sollte Preußen für seine Entschließungen sich
genügen lassen; auch kann es ja zur Zeit selbst keine andern
Gegenstände zur Verhandlung bringen als Schleswig-Holstein;
man kann die Haut des Bären nicht eher verkaufen, als man
ihn hat; darüber habe ich meine Erfahrungen gemacht. Und
nun erzählte Napoleon, wie er 1859 den Italienern größere
Zusagen gemacht, als er zu Villafranca habe erfüllen können,
und er demnach nicht mehr in der Lage gewesen sei, Victor
Emanuel's eigenmächtige Annexionen 1860 zu hindern. Seit-
dem, sagte er, gebe ich kein Versprechen, von dem ich nicht
weiß, daß ich es unter allen Umständen halten kann. Etwas
schüchtern bemerkte Graf Goltz: indessen hat mir Drouyn
de Lhuys gesagt, auch bei größeren Dimensionen des Kriegs
würden Ew. Majestät sich mit Preußen leicht verständigen,
aber nicht mit Osterreich. Das ist vollkommen richtig, er-
widerte der Kaiser. Aber Ihr begreift, welchen peinlichen
Eindruck mir das Gasteiner Ereigniß machen mußte. Ihr
wolltet die Herzogthümer befreien, Ihr verkündetet ihr Recht,
vereint zu sein, Ihr wolltet die Bevölkerung über ihr künftiges
Schicksal befragen: und jetzt schließt Ihr einen Vertrag, der
Euch wenigstens in den bösen Schein setzt, als thätet Ihr
von dem Allem das Gegentheil. Auch seht Ihr, wie die
öffentliche Meinung, die ich nicht unbeachtet lassen kann, sich
von Euch abwendet.
Bei Tische schlug Napoleon wieder einen freundlicheren
Ton an. Er erzählte dem Botschafter, Osterreich habe ihm
zugemuthet, die Frage der Herzogthümer einem europäischen
Congreß zu unterbreiten; er habe das auf der Stelle kate-