Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

214 Bismarck in Biarritz. 1865 
scheint, als Drouyn de Lhuys, und jedesfalls aufrichtiger ist 
als der Letztere. Er hatte gehört, daß es zweifelhaft sei, ob 
ich bei meiner Anwesenheit von nur einem Tage in Paris 
dem auswärtigen Minister meinen Besuch machen würde. 
Er redete mir lebhaft zu, es zu thun, damit die Beseitigung 
der durch das Circular vom 29. August geschaffenen Ver— 
stimmung nicht durch persönliche Verletzung des Herrn Drouyn 
de Lhuys erschwert werde. Ohnehin entschlossen, den frag- 
lichen Besuch zu machen, ließ ich Herrn Rouher, der ein 
politischer und persönlicher Gegner von Drouyn de Lhuys 
ist, das Verdienst, mich dazu überredet zu haben. Es schien 
mir um so nothwendiger, den Vorgang vom 29. August der 
Vergessenheit zu übergeben, nachdem ich von Herrn Rouher 
mit Bestimmtheit erfahren hatte, daß der Kaiser selbst jenes 
Circular vor dem Abgang in seinem Wortlaute gesehen und 
gebilligt hat. Die Zuvorkommenheit, mit welcher Herr Dronyn 
de Lhuys mich demnächst empfing, war darauf berechnet, 
jede Empfindlichkeit über das Circular zu beseitigen. Der 
kaiserliche Minister erklärte den Ursprung dieser feindseligen 
Kundgebung aus der Befürchtung, daß Preußen sich, ohne 
Frankreich Dank dafür zu schulden, der Herzogthümer be- 
mächtigen und, verstärkt durch die Mittel dieser neuen Er- 
werbung, sich demnächst einer antifranzösischen Politik wieder 
zuwenden werde. Er sagte, daß Preußen aus der wohl- 
wollenden Haltung Frankreichs baaren Gewinn zöge, während 
die Vortheile, welche Frankreich aus guten Beziehungen zu 
Preußen erwachsen könnten, von einer ungewissen Zukunft 
abhingen. Auf meinen Wunsch deutete er die Vortheile, 
welche Frankreich erhoffen könne, in demselben Sinne näher 
an, wie dies in den kurz vor meiner Abreise von Berlin
	        
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