Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Bismarck's Gespräche mit Napoleon. 217 
auch für die Zukunft ein Abkommen für unmöglich, vermöge 
dessen wir Osterreich in die Lage setzten, nach Belieben einen 
Krieg herbeizuführen, welchen Preußen ohne eigenen Vortheil 
zu dem seinigen zu machen, gezwungen sein würde. Der Kaiser 
versicherte demnächst, daß er keine Pläne anzuregen beab- 
sichtige, durch welche der europäische Friede gestört werden 
könne, und daß Herr von Lefebvre, dessen Briefe über unsere 
Unterredungen er erhalten habe, in seinen Eröffnungen weiter 
als in seinen Instructionen gegangen sein). Fast in den- 
selben Worten, mit welchen ich den Gedanken gegen den 
Minister Drouyn de Lhuys ausgesprochen, und welche dieser 
inzwischen ohne Zweifel gemeldet hatte, sagte er: man müsse 
die Ereignisse nicht machen wollen, sondern reifen lassen; die- 
selben würden nicht ausbleiben, und alsdann den Beweis liefern, 
daß Preußen und Frankreich diejenigen Staaten in Europa seien, 
deren Interessen sie am meisten auf einander anwiesen, und daß 
er dann jeder Zeit bereit sein würde, die Freundschaft und dic 
Sympathie zu bethätigen, von der er für Preußen erfüllt sei. 
Der Kaiser knüpfte hieran die Frage, auf welchem Wege wir 
glaubten, uns mit Osterreich über Holstein auseinander zu 
setzen. Ich erwiderte offen, daß wir hofften, Holstein durch 
Geldentschädigung zu erwerben und zu behalten. Se. Majestät 
machte hiezu keine Einwendung, und erklärte ausdrücklich sein 
Einverständniß zu den Motiven, mit welchen ich die Besorgniß 
des Ministers Dronyn de Lhuys wegen des Wachsens der 
preußischen Macht ohne Aquivalent für Frankreich widerlegte, 
1) Napoleon verwahrte sich insbesondere gegen die Annahme, daß 
er eigennüpige Pläne gegen Belgien hege, und sprach sich in gleichem 
Sinne gegen Goltz und nach dem Tode König Leopold's I. auch gegen 
Lord Cowley aus. Bericht von Goltz, 9. December.
	        
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