1865 Weitere Gespräche. 221
erregt, und der Orient, absichtlich oder unabsichtlich, in Auf—
ruhr versetzt werden kann, so glaubte ich doch in allgemeinen
Worten die Überzeugung aussprechen zu sollen, daß Ew. Maje-
stät sich bei jedem Werke der Civilisation in jener Rich-
tung bereitwillig betheiligen würden, so weit Preußen in der
Lage sei, einen Einfluß in diesen entfernteren Gegenden zu
üben. Ich vermuthe, daß hierüber eine amtliche Eröffnung
Frankreichs an die übrigen Regierungen ergehen wird.
„Nach meinen allgemeinen Wahrnehmungen darf ich die
gegenwärtige Stimmung des hiesigen Hofes als eine uns
äußerst günstige bezeichnen. Graf Goltz und Herr von Rado-
witz, welche morgen ihre Rückreise nach Paris antreten, er-
freuen sich der besondern Gnade der Kaiserin, und sind die
einzigen Fremden, welche täglich zu den engern Kreisen des
kaiserlichen Hofes zugezogen werden. Die Gesundheit des
Kaisers und des kaiserlichen Prinzen läßt nichts zu wünschen
übrig, wenn man von der bekannten Schwierigkeit absieht,
mit welcher der Kaiser sich zu Fuße bewegt“.
Über den kurzen Aufenthalt Bismarck's in Paris, An-
fangs November, liegen sodann folgende Angaben vor.
Eine Audienz bei dem Kaiser in St. Cloud war sehr
befriedigend. Napoleon sprach wiederholt sein Einverständniß
mit der Erwerbung der Herzogthümer für Preußen durch
Geldabfindung Osterreichs aus. Nur sei es zweckmäßig, die
Annexion durch irgend welches Organ des Landes nachher
sanctionirt zu sehen; die Frage der Abtretungen an Däne-
mark könne der Zukunft je nach den Ereignissen vorbehalten
bleiben. Ubrigens ersuchte Napoleon den Minister, dem
Könige zu sagen, er sei mit ihm (Bismarck) ganz einver-
standen, daß, um uns über die Zukunft unserer politischen