1864 Napoleon sucht Italien auf Venedig zu verweisen. 15
der innern Politik durch und durch Piemontese. Diesen
Mann hatte das Turiner Cabinet schon früher einmal an der
Verhandlung betheiligen wollen, dann aber Abstand davon
genommen; jetzt wurde er nach Turin berufen, mit Nigra's
Berichten bekannt gemacht, und aufgefordert, zu einer Be—
sprechung mit Napoleon nach Paris zu gehen. Der General
war entrüstet über den Vertragsentwurf und entschloß sich
schwer zu der ihm angemutheten Reise, welche übrigens in
größter Verborgenheit unternommen wurde; La Marmora hat
später über den Verlauf derselben nur die kurze Notiz ver-
öffentlicht, er habe bei seinen Gesprächen mit Napoleon und
Drouyn de Lhuys Beider Mißvergnügen durch seine Erklärung
erregt, daß die Vollziehung des Vertrags für Italien große
Schwierigkeiten herbeiführen würde, andrerseits aber habe er
von Neuem die Überzeugung gewonnen, wie wohl geneigt
den italienischen Wünschen die französische Regierung in der
venetianischen Sache sei. Auch hätte, wie Graf Usedom un-
mittelbar nachher in Turin vernahm, Napoleon dem Turiner
Cabinet seine feste Garantie für den Fall eines österreichischen
Angriffs zugesagt. Dies paßt vollkommen zu Allem, was
wir sonst von Napoleon's damaligen Bestrebungen wissen.
Er wollte Italien zum Besitze Venetiens verhelfen, und eben
deshalb, um hiebei nicht durch innere französische Schwierig-
keiten gehindert zu werden, seinerseits aus der römischen
Frage unter Sicherstellung des Papstes ausscheiden. Und
umgekehrt gab es kein besseres Mittel, La Marmora und
das Turiner Cabinet hinsichtlich Roms gefügig zu machen,
als die Aussicht auf einen baldigen Erfolg ihrer venctianischen
Wünsche.
So kam denn nach La Marmora's Rückkehr Victor