Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Hader zwischen Deutschen und Dänen in Nordschleswig. 225 
Versammlung; hier handle es sich um ein militärisches 
Anstandsprincip; er lasse sich nicht auf der Nase herum- 
trampeln — und Halbhuber, bereits über seinen baldigen Ab- 
gang unterrichtet, wagte es nicht, seinem Nachfolger die Ent- 
wirrung eines vielleicht sehr unwillkommenen Handels zu hinter- 
lassen. Er unterzeichnete mit Zedlitz das begehrte Verbot. 
So unfreundlich wehte die holsteiner Luft dem tapfern General 
bei seiner Durchreise entgegen. In Schleswig empfingen ihn 
anderweitige Schwierigkeiten. Wie sein College in Holstein 
mit der Augustenburger Partei, hatte er jenseits der Eider 
mit dem Gegensatze der deutschen und der dänischen Bevölke- 
rung zu rechnen. Zur Erläuterung des Verhältnisses müssen 
wir hier einen Blick auf die bezüglichen Vorgänge des letzten 
Sommers zurückwerfen. 
Unter den größern liberalen Zeitungen in Deutschland 
war seit dem Ausbruche des dänischen Kriegs die Kölnische 
die einzige gewesen, welche fortdauernd die Ansprüche Augusten- 
burg's abgewiesen, und ihr Programm rein auf das Nationa- 
litätsprincip gestellt, also Südschleswig für Deutschland, 
Nordschleswig für Dänemark gefordert, und sich dadurch 
großen Zorn in Deutschland und warme Anerkennung in 
Dänemark zugezogen hatte. Im Mai brachte, dieser Auf- 
fassung entsprechend, das Blatt eine Reihe von Mittheilungen 
aus Nordschleswig, nach welchen die damalige Landesregierung 
in den dänischen Bezirken durchgängig augustenburgisch ge- 
sinnte Beamte angestellt, und diese die dänischen Einwohner 
in vielfacher Hinsicht mit unleidlichen Bedrückungen heim- 
gesucht hätten. Die Summe war, daß jetzt an die Stelle 
der frühern dänischen Tyrannei gegen die Deutschen nicht 
eine gerechte Freiheit für beide Theile, sondern umgekehrt 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. IV. 15
	        
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