226 Leidliches Einvernehmen. 1865
deutsche Tyrannei gegen die Dänen getreten sei. Hievon
nahm Bismarck, nicht gesonnen, auch in jenen Gegenden dem
Einfluß Augustenburg's Raum zu geben, Veranlassung zu
einer Weisung an Zedlitz, zuverlässige Personen auf preußische
Kosten nach den dänischen Bezirken zu senden, die sich an
Ort und Stelle von den dortigen Zuständen und Beschwerden
zu unterrichten hätten. Durch Zedlitz beauftragt, ging dann
mit dieser Mission der Landrath Prinz von Hohenlohe am
9. Juni in den Norden ab. Uberall, wohin er gelangte,
strömten ihm eine Menge dänischer Klagen zu. Dänischer
Gottesdienst und dänische Unterrichtssprache seien auch in
dänischen Gemeinden unterdrückt worden; die neu angestellten
deutschen Geistlichen und Lehrer hielten sich nicht fern von
politischen Parteiumtrieben; die Beamten chicanirten und ver-
folgten einen Jeden, der sich nicht zu Augustenburg bekenne;
die Polizei fahre mit harten Strafen dazwischen, wo einmal
cin Däne ein dänisches Lied singe; man habe von den hohen
deutschen Mächten und deren Commissaren milde Unparteilich-
keit erwartet; es scheine aber, daß die Landesregierung die
dänischen Beschwerden, auf die sie selbst weder Antwort noch
Abhülfe gebe, auch zu den Commissaren gar nicht gelangen
lasse. Die Kunde von Hohenlohe's Thätigkeit flog schnell
in die Stadt Schleswig hinüber; die Landesregierung war
außer sich über ein so unregelmäßiges Verfahren, erhob
Protest dagegen bei Zedlitz, und ließ sich nur durch Halb-
huber's ermuthigenden Zuspruch von einem Entlassungsgesuch
in Masse abhalten. Zedlitz befahl darauf dem Prinzen nach
wenigen Tagen die Rückkehr.
Indessen blieb der Vorgang nicht ohne Folgen. Die
verklagten Beamten waren eingeschüchtert, die dänische Be-