Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Differenzen zwischen Manteuffel und Bismarck. 229 
gebe keinen andern Ausweg, als die technisch Bewährtesten 
unter den frühern dänischen Beamten anzustellen; hier finde 
sich eine Anzahl durchaus befähigter und rechtschaffener Männer, 
bei welchen man vor jeder Augustenburger Anwandlung ge— 
sichert sei. Freilich würde es im ersten Augenblick einiges 
Geschrei bei der deutschen Bevölkerung absetzen, aber einem 
solchen würde man bei dem heillosen Parteigezänke und bei 
der Masse der Stellenjäger im Lande niemals entgehen, man 
möge beschließen, was man wolle. Eine solche Nichtachtung 
des Zeitungslärmens entsprach dem Sinne des Generals; er 
wies Zedlitz an, Alles in der angegebenen Weise vorzubereiten, 
berichtete diesen Entschluß nach Berlin, und bat zugleich um 
die Überweisung von 100000 Thalern aus der preußischen 
Staatscasse, um gleich am ersten Tage seiner Verwaltung 
einige, dem Lande erwünschte Anlagen verkünden zu können. 
Es geschah, was Zedlitz vorausgesagt hatte: die erste 
Anstellung eines der frühern dänischen Beamten erregte einen 
tobenden Alarm von Hadersleben bis Altona. Der Gesandte 
Richthofen in Hamburg beklagte gegen Bismarck die grund- 
lose Eingenommenheit Zedlitz's gegen die Nationalpartei, er- 
achtete für Schleswig die dänische Partei ungleich gefährlicher 
als die Augustenburger, und erklärte, daß, wenn hier nicht 
Einhalt geschähe, nicht eine einzige deutsche Stimme mehr in 
Schleswig-Holstein für Preußen sich erheben würde. Scheel- 
Plessen, so wie mehrere preußische Agenten, welche Bismarck 
im Laufe des Sommers zum Studium der dortigen Zustände 
nach Schleswig gesandt hatte, berichteten im gleichen Sinne. 
Bismarck war auf der Stelle entschlossen. Am 11. September 
eröffnete er dem General, die Klugheit gebiete, offen als 
Freund unserer Freunde aufzutreten, also die Nationalpartei,
	        
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