Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Differenzen mit dem Finanzminister. 231 
setzten sich diese Unannehmlichkeiten noch geraume Zeit hin- 
durch fort. Auf Bismarck's Wunsch ging der Minister des 
Innern, Graf Eulenburg, selbst nach Schleswig, um die 
Beamtenfrage zu regeln, und auf dessen Berichte verfügte der 
König, daß die Anstellung aller höhern Beamten nicht durch 
den Gouverneur, sondern durch den Minister erfolgen solle. 
Manteuffel bat darauf den König, ihn von der Civilverwal- 
tung überhaupt zu entbinden, und erlangte damit endlich die 
Vollmacht, wenigstens in dringenden Eilfällen eine Ernennung 
selbst zu vollziehen. Weiterhin folgten unangenehme Ver- 
handlungen mit dem Finanzminister. Schleswigs Finanzen 
standen, wie wir wissen, überhaupt nicht glänzend, und waren 
jetzt doppelt schwer durch die Verpflegung von 16000 Mann 
preußischer, früher zur Hälfte in Holstein stehender Truppen 
belastet: Manteuffel begehrte also zur Pflege des Landes 
weitere Vorschüsse, Bodelschwingh aber sprach seine hohe 
Verwunderung aus, daß der Gouverneur statt von der 
schuldigen Erstattung des frühern Vorschusses, jetzt von 
neuen Zahlungen rede, worauf dann Manteuffel in hellem 
Zorne an die Gasteiner Gespräche erinnerte, das Wort Vor- 
schuß in seinem Antrage als eine leere Formalität bezeichnete 
und niemals an eine Rückzahlung ernstlich gedacht zu haben 
erklärte. Solle der hohe politische Zweck erreicht werden, so 
müsse er nicht bloß 100000 Thaler, sondern zwei bis drei 
Millionen erhalten. So kam der selbständige, selbstthätige 
und originelle Geist dieses Mannes hier mit Bismarck's 
straffem Festhalten der Einheit in den leitenden Gesichts- 
punkten, dort mit dem ausgearbeiteten Formalismus der 
prenßischen Burcaukratie in Gegensatz. Wie Pegasus im 
Joche, mochte er sich zuweilen vorkommen. Ich werde die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.